Als preussischer Kommissar war der Regierungsreferendar von Hautfleck hier angestellt und hatte sich während seiner Amtirung die Anerkennung der ganzen Bürgerschaft erworben. Er verliess 1813 sein Amt und trat als Offizier in das Neumärkische Dragoner-Regiment ein.
    Als Etappen-Kommandant fungierte hier der Major von Sawitzki, dessen Stellung 1813 gleichfalls aufhörte und von da ab vom Bürgermeister Tannenbring verwaltet wurde.
    Schon unterm 6. Mai 1812 hatte die Neumärkische Regierung auf Befehl des Königs die Bildung einer Bürgergarde angeordnet und zwar zuerst zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit.  Dieselbe war hier mit Säbeln ausgerüstet, zwei Kompagnien stark, dazu kam als dritte die Schützenkompagnie.  Sie standen unter dem Befehl des Bürgermeisters Tannenbring.  Hauptmann der 1. Kompagnie war Apotheker Modrow und der der 2. der Färber Hellmoldt, während Färber Suckow die Schützen kommandierte.  Bei del letzten Kompagnie thaten Offizierdienst der Apotheker Radeke, Tuchmacher Benjamin Wende und Glaser Gebhardt, und bei den beiden ersteren Bolzmann, Niewerth, Haupt, Bellach, Bombelon und Abraham Lewin.  Als Adjutant fungierte der Chirurgus Bombelon. als Fahnenträger Ludwig Kuntze, als Feldwebel Ernst Wende, Gottlob Starke und Karow.
    Jeder unbescholtene Bürger war zum Eintritt in die Bürgergarde verpflichtet und die ärmeren, welche die Mittel zur Beschaffung einer Uniform nicht besassen, bildeten eine vierte Kompagnie, welche der Rentier Cariton kommandierte.  Diese Kompagnie nannte man spottweise die Knüttelgarde.  Es wurde täglich Wachtdienst geübt und die Wache am deutschen Thore mit einem Unteroffizier und 3 Gardisten, die am polnischen Thor mit 3 Gardisten besetzt.
    Noch ehe mit der Wehrbarmachung der freiwilligen Jäger begonnen und der Aufruf des Königs zur Bildung der Landwehr erlassen war, kehrten die Trümmer der einst so stolzen französischen Armee aus Russland elend, jammervoll und krank wieder heim; es waren dies aber nur wenige, die meisten lagen erfroren und erschuagen in Russlands Steppen.  Die hier Zurückkehrenden waren zusammengewürfelte Reste verschiedener Truppengattungen, die still und traurig mit verbundenen Häuptern und mit Lumpen dick umwickelten erfrorenen Gliedern angeschlichen kamen und an den Strassenecken warteten, bis ihnen Quartier gegeben wurde.
    Im grossen Hause an der polnischen Brücke wurde wieder ein Lazarett eingerichtet und es starben viele Franzosen darin, welche auf der Anhöhe zwischen der Neu-Anspacher- und Wasserstrasse begraben wurden.  Dieser Platz wurde deshalb der Franzosenberg genannt.  Die zurückkehrenden Franzosen brachten einen bösen Feind mit, den Typhus" dem auch viele Bürger in Driesen erlagen.
    Anfangs Februar 1813 zeigten sich in Driesen die ersten Kosacken und Baschkiren.  Ihnen folgte der General Czernitscheff, der hier Quartier nahm.  Fast täglich kamen nun russische Truppen hier durch, welche verpflegt werden mussten und ebenso preussische Regimenter, sowohl alte wie neuerrichtete.  Ein ostpreussisches Landwehr-Bataillon kam mit Piken an, legte diese hier ab und empfing dafür Gewehre.  Die Piken wurden auf dem Rathausboden aufbewahrt und beim Ausbruch der polnischen Revolution an die Bürger verteilt und diese damit bewaffnet.
    Am 11.  April 1813 sandte der Landrat von Schönebeck aus Friedeberg folgendes Schreiben:

    "Die aus Stettin ausmarschirten Franzosen bezeugen sich sehr wüthend in den Städten und
     Dörfern.  Schwedt brennt, und die Brücke bei Güstebiese soll auch brennen.  Es ist daher
    nothwendig, diesen fürchterlichen Feind so schleunig als möglich mit voller Kraft entgegen zu
    eilen, und den Magistrat ersuche ich recht dringend und inständigst, alle Wehrbare, sowohl zu
    Fuss als zu Pferde unter Anführung der Offiziere, Gendarmerie und denen, die auf Wartegeld
    stehen, sowie die Offiziere der Bürgergarde ohne Aufenthalt schleunigst zu sammeln.  Ein Jeder
    hat sich mit Pistolen, Gewehren, Piken und mit jeder Waffengattung zu versehen und bin ich
    von dem Patriotismus und der Vaterlandsliebe eines Wohllöblichen Magistrats und sämmtlicher
    Einwohner zu sehr überzeugt, als dass ich nicht die kräftigsten Massregeln zu erwarten berechtigt
    wäre.  Die versammelten und bewaffneten Mannschaften müssen sich unfehlbar morgen
    Vormittag um 9 Uhr hier einfinden."

    Es wurde daher sofort Alarm geschlagen und ein grosser Teil bewaffneter Bürger rückte nach
Friedeberg ab; der Rest sollte unter Befehl des Bürgermeisters Tannenbrine mittags nachfolgen.  Auf dem Wege nach Friedeberg brachte der vorausgesandte Kämmerer Suckow den Befehl, wieder umzukehren, da Franzosen nirgends zu sehen seien.
    Am 12.  Juni 1813 wurde der Landsturm vereidet.  Er bestand hier aus einer reitenden, einer Schützen- und drei Lanzen-Kompagnien.  Infolge einer Verordnung vom 17.  Juli 1813 wurde der Landsturm in eine Stadtwehr umgewandelt.  Der Dienst wurde auf wöchentliche Übungen, Wachen und Patrouillen beschränkt.
    Die Bürger und die Kietzer bauten sich 1814 gemeinschaftlich eine zweite Brücke über die alte Netze, um mit ihrem Heu aus den Wiesen nicht jedesmal den grossen Umweg über die polnische
Brücke nehmen zu müssen.  Die Stadtgemeinde baute 1/3 der Brücke, 40 Fuss lang an der Stadtblänke, die Kietzergemeinde 2/3 = 80 Fuss lang an den Netzwiesen; ausserdem trug das Amt Driesen (Rittergut) soviel bei, wie 2 Kietzerwirte.  Die Stadt gab den Weg bis zur Brücke an der Blänke unentgeltlich, die Gemeinde Kietz hingegen kaufte von der rechts der Brücke gelegenen Netzwiese zwei Morgen zum Wege an, um zu den Kietzerwiesen zu gelangen.  Die Brücke erhielt den Namen "Kietzerbrücke".  Am 1. September 1814 rückte hier die 3. Escadron des 1. Landwehr-Kavallerie-Regiments ein und blieb bis zum 8. April 1815 in Garnison.  Nach ihrem Abmarsch kam die Reserve-Escadron des Ostpreussischen Kürassier-Regiments No. 3 unter Rittmeister von Gottberg und als diese am 1. März 1816 nach Ostpreussen ging, kam von dieser Zeit bis zum 1. Mai die reitende Batterie No. 8 unter Hauptmann von Bock und zuletzt noch die 4. Escadron des Halberstädter KürassierRegiments No. 7 unter Rittmeister von Schurff nach Driesen.
Die zurückgekehrten Krieger wurden von allen Bewohnern warm empfangen und geehrt.  Die Gefallenen wurden tief betrauert.
    Auf einer Tafel am Orgelchor unserer Kirche stehen die Namen der letzteren verzeichnete welche im Freiheitskriege den Tod für König und Vaterland starben.  Am 18.  Januar 1817 wurde das Friedensfest gefeiert.
    Der Neue Markt wurde 1816 mit Sand erhöht und umgepflastert und ebenso 1818 der alte Markt.  Die Kosten wurden auf die Einwohner repartiert, sodass die Wohlhabenden 3 Thaler und
so abwärts bis 5 Silbergroschen, letzteren Betrag der Arbeiter, zu zahlen hatten.
    Die Gehälter der Beamten waren 1816 wie folgt festgesetzt: Der Bürgermeister erhielt 376 Thaler und 150 Thaler Zulage für einen Schreiber.  Der Stadtrichter hatte 120 Thaler 16 Groschen Gehalt und die Sporteln; der Gerichtsschreiber 82 Thaler und die Sporteln; der Kämmerer 220 Thaler; der Polizeidiener 66 Thaler; der Feldhüter 42 Thaler und der Nachtwächter 25 Thaler.
    Nach der Konfirmation am 18.  Mai 1817, als diese hier zum letzten Male am Himmelfahrtstage stattfand, gingen nachmittags die Konfirmanden nach dem Bleichplatz an der polnischen Brücke zum Spiel.  Dort fand in einer hohlen Weide der Sohn des Drechslermeisters Wust Goldstücke; andere Kinder fanden später ebenfalls noch einige Stücke, welche sie später auf dem Polizeibureau abliefern mussten.  Es waren im ganzen 17 Münzen im Werte von 146 1/3 Thalern.  Wahrscheinlich hatte ein im Lazarett behandelter und darin später verstorbener Franzose das Geld dort versteckt.  Da sich später der Verlierer nicht gemeldet, erhielten die Kinder die Hälfte des Geldes zurück, und die andere Hälfte behielt die Stadt als Besitzerin der Weide.
    1817 fallierte die seit 1763 hier bestehende Engroshandlung des Kommerzienrats Treppmacher.  Bei seinem 1798 erfolgten Tode hinterliess Treppmacher ausser den grossen Legaten an seine Verwandten der Handlung Aktiva im Werte von einer halben Million Thaler.  Da er kinderlos war, erbte seine Nichte, die den Disponenten der Handlung namens Dietrich geheiratet hatte, dieses Geschäft.  Der Krieg 1806, der Aufstand in Polen, die Kontinentalsperre, durch welche die Seeschiffe der Handlung gekapert und als gute Prise genommen waren, die Blokade Stettins, bei der die Handlung für 70 000 Thaler Holz verlor, verursachten den Konkurs, bei welchem sich 800 000 Thaler Passiva vorfanden.  Viele Bewohner Driesens hatten ihre Ersparnisse bei der Firma stehen und verloren sie.  Das grosse Haus auf dem Festungsplatz No. 17 mit dem Festungsgarten wurde 1818 subhastiert und der verwittweten Kommerzienrat Treppmacher für 12 800 Thaler zugeschlagen.  Diese konnte es aber nicht halten und es kam abermals zur Subhastation, wobei es der Apotheker Lasch erstand.. der es am 13.  Dezember 1833 dem Oberinspektor Oberfeldt verkaufte und von dem es durch Erbvergleich auf den Oberamtmann Sydow überging.
    Der Besitzer der Driesener Wassermühle, Hennicke, liess, um der Mühle mehr Wasserzufluss zu schaffen, den nach ihm benannten Graben vom Hammerflosskanal bis zur alten Netze stechen.  Diese Anlage kostete ihn über 1000 Thaler, erfüllte aber den Zweck nicht.  Für den dazu benutzten Grund musste Hennicke jährlich an die Kämmereikasse 10 Thaler zahlen.  Als der Graben fertig war, weihte ihn der Oberprediger Starke ein.
    Erst nach Beendigung des Krieges war die Stadt in der Lage, die grosse Schuldenlast, welche er ihr gebracht hatte, zu übersehen.  Nach einer bei den Akten befindlichen Aufstellung vom Jahre 1816 betrugen die durch den Krieg gemachten Stadtschulden 33 670 Thaler und an einjährigen Zinsen zu 5 und 6 Prozent 1 665 Thaler.
    Hierin partizipierten nachstehende Gläubiger mit den daneben aufgeführten Summen:

Witwe Zachert                   1 000 Thaler
Pächter Matthias                1 000    "
Müller Troschke                1 000    "
Witwe Zimansky               1 000    "
Treppmachers Erben         1 800    "
    desgleichen für Waren   1 700    "
Abraham Jacobs Söhne    1 150 Thaler
    desgleichen für Waren   2 400    "
Löwenberg bar                    670    "
    desgleichen für Waren      680    "
Lesser bar                           600    "
    desgleichen für Waren      250   "
Rudolphi bar                        200  "
    desgleichen für Waren      200  "
Meissner bar                       120  "
Zachert für Waren               260 "
Gerber Hellmoldt                375  "
Apotheker Radeke
für Waren                          2650  "
Kochs Erben in Alt-Beelitz
für Steine                             115 "

    Ferner noch verschiedene unbezahlte Rechnungen an städtische Einwohner 4000 Thaler und die zum Rathauskauf beim Rittergutsbesitzer von Waldow-Mehrenthin aufgenommene Hypothek von 3000 Thalern.  Bei dem daniederliegenden geschäftlichen Verkehr war überall Not, und oft konnte die Kämmereikasse ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommen.  Die Gläubiger hatten bis zum 1. Oktober 1815 keine Zinsen erhalten.  Nach dem Gesetz sollten zur Abtragung der Kriegsschulden besonders die Kommunalgrundstücke herangezogen werden.  Der Bürgermeister Tannenbring machte 1816 den Vorschlagg entlegene Grundstücke wie die Blänke, Kälberwiese an der alten Netze und vom Holm bis Liependorf gelegene Äcker zu verkaufen.  In einem hierzu angesetzten Termin wurde für ein Stück Landp dem Holm gegenüberg von 7 Morgen Grösse 1 400 Thaler und für sämtliche vorbenannte Grundstücke 17 000 Thaler geboten; jedoch die Stadtverordneten verweigerten den Zuschlagg weil durch den Verkauf die Weide für das Vieh geschmälert würde.
    Der Magistrat musste seinen Vorschlag zum grossen Nachteil der Gesamtheit aufgeben, und bald darauf sank der Wert der Grundstücke auf ein Drittel herab.  Die Stadtverordneten beschlossen nun die Erhebung von Weidegeld, und es sollten für 1 Pferd 1 1/2 Thaler, für 1 Stück Rindvieh 1 Thaler, für 1 Kalb 1/2 Thaler, für 1 Schaf oder Schwein 6 Groschen und für 1 Gans 3 Groschen erhoben werden.  Ein mit 106 Unterschriften gestellter Antragg den Gesamtgrundbesitz der Kämmerei für 100 000 Thaler zu verkaufen, ging zum Glück für die jetzige Zeit nicht durch.
    Im Jahre 1818 kam die Kaiserin-Witwe von Riassland nach Driesen; im folgenden Jahr wiederum zusammen mit der regierenden Kaiserin.  Sie logierten im Gasthof zum Hirsch, Breitestrasse No. 11.  Der Gasthof war illuminiert und auf dem Neuen Markt eine Pyramide errichtet und ebenfalls erleuchtet.  Die Bürgergarde hatte die Thore besetzt, und einige Landwehrmänner waren eingekleidet und stellten die Ehrenwache im Gasthause.  Die Vorspannkosten wurden auf den Kreis übernommen und Driesen hatte hierzu 34 Thaler 6 Groschen 11 Pfennige beizutragen.
    Die 1812 errichtete Bürgergarde wurde 1819 aufgelöst, womit die Bürger dieser Last enthoben wurden.
    Die Wache am polnischen Thore ging am 1. Dezember 1820 ein, jedoch am deutschen Thore mussten täglich noch 3 Bürger auf Wache ziehen.  Später, im Jahre 1822, wurde die Wache im Seitengebäude des Rathauses eingerichtet, wobei zuerst 2 und einige Zeit später 1 Mann die Gefangenen bewachen muss'ten.  Diese Pflicht der Bürger, wozu die Hausbesitzer doppelt so oft als die Mietsbürger herangezogen wurden, dauerte bis zum Jahre 1846 und hörte auf, als der die Wache habende Tuchmacher Eichler von dem wahnsinnigen Gefangenen Jachalsky auf der Wache erschlagen wurde.
    Die drei Thorwachthäuser kaufte 1822 die Stadt vom Staat für 415 Thaler, und verkaufte sie am 7. April desselben Jahres meistbietend einzeln wieder.  Das am deutschen Thore, jetzt Richtstrasse No. 34, erwarb der Uhrenhändler Benjamin Bantz für 730 Thaler, das am polnischen Thor, jetzt Netzstrasse No. 24, der Böttcher Zoch für 406 Thaler und das am Holmerthor, jetzt Holmstralsse No.10, der Oberamtmann Sydow für 220 Thaler.  Am Sonntag, den 29.  August 1819 kam auf dem Kietz Feuer aus und blieben nur drei Häuser an der Stadt, der Scharfrichter und Büdner verschont.
    1820 wurde in Driesen die Mahl- und Schlachtsteuer aufgehoben und dafür die neue Klassensteuer eingeführt.
    Infolge testamentarischer Bestimmung erhielt am 4. Juni 1819 die Armenkasse vom Fleischer Daniel Blümke dessen am Militzwinkel gelegene Wiese von 6 Magd.  Morgen 8 Quadratruten als Eigentum.
    Als die Neue Brücke beim Salzhause gebaut werden sollte, erhoben die Bewohner der Neustadt Widerspruch, doch die Altstadt setzte den Beschluss durch und begann sofort mit dem Bau.  Erstere petitionierten bei der Regierung zu Frankfurt a.0. und von dieser traf der Bescheid ein, der Bau solle sofort inhibiert werden.  Die Bürger der Altstadt hatten unter der Hand von dieser Verfügung Kenntnis erhalten und arbeiteten mit allen Kräften am Bau der Brücke weiter, und diese war gerade fertig, als das Schreiben an der Brücke den Bürgern vorgelesen wurde.  Darauf fuhr der an der Brücke wohnende Gerber Lesser unter dem Hurrah der Anwesenden über die fertige Brücke: sie blieb stehen und musste von der Bürgerschaft fortan unterhalten werden.
    In einem Schreiben vom 21.  Juni 1821 verlangten die Bürger Büttner, Lengert, Hennicke und Lange vom Magistrat die Einteilung der Kommunalgrundstücke und die Stadtverordneten- Versammlung genehmigte diesen Beschluss.  Der Rittmeister von Brehm leitete als Kommissar die Gemeinheitsteilung und der Geometer Olberg vermass die Feldmark.  Bereits im Jahre 1823 jedoch verlangten die Stadtverordneten die Aufhebung des früheren Beschlusses, da sie anderer Ansicht geworden seien.  Es entspann sich hieraus ein Prozess der Mietsbürger gegen die Hausbesitzer und des Ritterguts wegen Teilnahme der ersteren an der Hütung.  Die Mietsbürger wurden durch Obertribunalsbeschluss abgewiesen (4.  März 1828), dem Rittergut aber zuerkannt, dass es mitberechtigt sei.  Darauf beantragte unterm 20.  April 1831 der Magistrat die Aufhebung der Separation, da die Kommunalgrundstücke Kämmereivermögen seien, und die bis dahin bereits entstandenen Separationskosten von in Summa 4 000 Thaler mussten aus der Kommunalkasse gezahlt werden; der Anger aber verblieb, nach den darüber geführten Prozessen der Kämmerei und ist dadurch für die Stadt Driesen ein grosser Nutzen geworden.
    Ein grosser Teil des Angers war mit Laubholz bewachsen, and den letzten grossen Buchen auf der Teufelsburg (jetzt Plan 8) sind im Jahre 1822 abgehauen.
    Auf Antrag des Magistrats genehmigte die Königliche Regierung, dass hier Montags und Donnerstags im Jahre 1823 Wochenmärkte abgehalten werden durften.
    Das grosse Haus an der polnischen Brücke brannte am 12.  April desselben Jahres ab und wurde später nur 1 Stock hoch wieder erbaut.
    Am 13.  Juni 1824 kam der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Samter nach Driesen, blieb im Hause Festungsplatz No. 17 über Nacht und fuhr den nächsten Tag zur Denkmalseinweihung nach Pyritz.  Der Magistrat und die Stadtverordneten hatten sich zu seiner Begrüssung aufgestellt und überreichten ihm eine Petition, in der sie um Garnison und eine Beihülfe zu den Kriegsschulden baten.
    In demselben Jahre starb der Fleischermeister Giesler an der Tollwut; er war von einem tollen Hunde gebissen.  Da der Hund auch die Zuchtstiere auf der Weide gebissen hatte, wurden diese getötet.
    Mit der Erbauung der Chaussee von Berlin nach Königsberg hörte der Postkurs durch Driesen auf und wurde über Woldenberg gelegt.  Nach 44jähriger Amtirung legte der Bürgermeister Tannenbring 1827 sein Amt nieder und erhielt keine Pension, da ihm diese abgesprochen war.  Später bekam er aus der Armenkasse eine jährliche Unterstützung von 100 Thalern.  Er starb am 3. März 1847.  An seine Stelle trat der Forstkassen-Rendant Menger, welcher am 28.  Oktober 1828 zum Bürgermeister gewählt war.  Gross war hier in Driesen wieder die Furcht, als sich 1830 die Polen gegen Russland erhoben, da man das übertreten polnischer Insurgenten befürchtete.  Die Landwehr wurde im Dezember eingezogen und rückte am 2. Januar 1831 von Landsberg a.W. nach Graudenz.  Hier in Driesen verteilte man die auf dem Rathausboden lagernden Piken an die Bürger; jedoch blieb alles ruhig.
    Im Mai 1830 wütete hier, von einem Gewitter begleitet, ein furchtbarer Orkan, der auch durch den grössten Teil von Deutschland ging.  Die Kähne auf den Flüssen wurden teilweise umgeworfen, Windmühlen und viele Häuser beschädigt.  In der Königlichen Driesener Forst waren allein über 6000 Bäume entwurzelt.
    1831 wütete in Driesen die Cholera sehr stark.  Es war infolgedessen die Ortssperre eingeführt, und wer zum Thore hinaus wollte, erhielt vom Ratmann Selle einen auf einen halben Tag gültigen Erlaubnisscheini den er beim Passieren der Thore vorzeigen musste.  Für Fremde war auf dem Vorwerk in der Ackerstrasse No. 1 eine Kontumazanstalt eingerichtet, während von einer Reise heimkehrende hiesige Bürger gründlich geräuchert wurden.  Die Briefe wurden auf der Post mit einer eisernen Zange in Empfang genommen, mit Nadeln durchstocher. und ebenfalls geräuchert, das Geld in einen Behälter mit Wasser geworfen und hiernach vom Postbeamten entnommen und gezählt.  Zur Verstärkung des Grenzkordons rückte im Juni 1831 der Major von der Heyden mit 2 Kompagnien vom 14. Infantrie-Regiment hier ein.  Ulanen patrouillierten längs der Netze und Jäger der 2. Abteilung lagen in Schöneberg.  Sowohl Holzfuhrwerke wie Hirten wurden von Soldaten begleitet, damit sie nicht mit Leuten aus infizierten Orten zusammenkommen sollten.  Als die Cholera immer näher nach Driesen kam liess der Major die polnische Brücke sperren; die Bewohner der Vorstadt, die ihre Bedürfnisse in der Stadt einkaufen wollten oder darin arbeiteten, wurden zurückgewiesen.  Daher entstand ein Aufstand und man bedrohte die Soldaten.  Der Magistrat bat deshalb den Major, seine unzweckmässige Anordnung wieder aufzuheben, worauf er dies auch that.  Das Militär wurde öfters gewechselt und als am 23.  August 1831 wieder eine andere Kompagnie vom 14.  Regiment hier einrückte, erkrankte in der Nacht in seinem Quartier, dem heutigen Rathause, Grusenstrasse No. 5, ein Soldat an der Cholera und starb den folgenden Tag.  Auf dem Kirchhofe wollte man ihn nicht beerdigen, daher fuhr man ihn zum Thore hinaus und begrub ihn hinter dem jüdischen Kirchhofe.  Die Sachen des Verstorbenen wurden verbrannt.

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