Den nächsten Morgen erschien denn auch ein Kommando, um den Bürgermeister zu holen.  Er sollte mit durch die Netze reiten, was er sich zu thun weigerte, worauf sie den Dolmetscher allein mit hinaus nahmen.  Nachdem letzterer mit einem Offizier wieder zurückgekehrt und diesem eröffnet wurde, die Stadt hätte seit Beginn des Krieges keine Zufuhr und Ernten gehabt, und der russische General Czernitscheff hätte bereits vor 3 Jahren deshalb die Stadt von der Getreidelieferung befreit, liess er von seiner Forderung 1300 Pfund Brot fallen, verlangte jedoch, dass 2000 Pfund geliefert werden, davon sofort 304 Pfund, und er würde auch diese nicht fordern, wenn es nicht unbedingt nötig wäre.  Für seinen Tisch solle man ihm morgen besonders einen Hammel und ein Kalb senden, wobei er dann die Äusserung that.  "Bin ich gut Oberst", was dann der Bürgermeister Muthmann, sich bei ihm bedankend, bejahte. Zugleich erhielt der Magistrat den Auftrag, an den Magistrat Landsberg zu schreiben, damit dieser eine Tonne Häringe, eine Tonne Salz und 1000 Pfund Brot liefere, wie ebenso nach Friedeberg und nach Woldenberg behufs Lieferung von je eines Ankers Wein und Branntwein.  Mittags musste der Magistrat noch einmal an diese drei Städte schreiben, dass Landsberg am 16.  Juni 100 Schafe, 1000 Brote, 5 Tonnen,Häringe und 5 Tonnen Salz, Friedeberg und Woldenberg je 50 Schafe, den Rest von 400 Broten und weitere 500 Brote, 2 Tonnen Salz und 2 Tonnen Häringe nach Driesen zu liefern hätten, und wenn dies nicht geschehen würde, kämen starke Kommandos, die alles fortnehmen würden.  Auch Driesen musste die 1000 Brote geben und auf Wunsch des Obersten ein Bett hinaussenden.
    Am Sonntag, den 14.  Juni 1761, lud sich der Oberst beide Bürgermeister zum Mittagessen ein.  Entschuldigungen wurden zurückgewiesen, auch gefordert, Tischzeug, Zinn und dergleichen mitzubringen.  Die Bürgermeister wurden vom Obersten, der mit 17 Offizieren zu Tisch sass, mit Küssen bewillkommt und ihnen zu beiden Seiten von ihm die Plätze angewiesen.  Tische und Stühle gab es an der Tafel nicht, sondern man sass nach orientalischer Sitte auf der Erde mit kreuzweise übereinander geschlagenen Beinen, welches der erste Bürgermeiste'r wegen seiner Korpulenz nicht fertig bekam.  Zum Empfänge erhielt jeder einen Humpen Wein, der sofort geleert werden musste.  Das Essen bestand aus Hühnerfleischsuppe und drei Gerichten Hammelfleisch, davon das letzte gebraten.  Wein wurde aus grossen Gläsern getrunken und der Oberst hielt darauf, dass jeder stets sein Glas sofort auf den Rest austrank.
    Ende Juni 1761 zogen diese Truppen, zuletzt waren es 3 Regimenter, nachdem sie drei Wochen hier im Biwak gelegen, wieder ab.
    Im Herbst 1761 marschierte die ganze russische Armee durch Driesen'" im ganzen 14 000 Mann, und nach ihr kamen wieder preussische Truppen unter General von Platen hier an..der jene verfolgte und später zwischen Berlinchen und Bernstein ein Gef cht mit ihr hatte.  Aus diesem Gefecht brachte man auf 30 Wagen verwundete Kosacken, auf 4 Wagen schwerverwundete Preussen, und ausserdem an gefangenen Preussen einen Artillerie-Oberst, 14 Husaren, 47 Dragoner vom Regiment Holstein nach Driesen.  Am 30. September 1761 kam das Gros der russischen Armee unter Marschall Butterlin und General Fermor wieder zurück, der erstere ging dann am 6. Oktober gegen Woldenberg, doch blieben noch Infanterie- und Kavallerietruppen hier an der Netze zurück und namentlich durch letztere hatten die Bruchgegend und die Dörfer viel zu leiden.  Ganze Schaaren von Bruchkolonisten kamen nackt und bloss nach Driesen geflüchtet, andere versteckten sich-in den Büschen, Brüchern und Forsten.  In Driesen wurde den Bürgern vom Feinde alles Futter, Brot, Getreide und Lebensmittel genommen, und man musste das Notwendigste von Arnswalde wieder herbeiholen und dort für den Scheffel Roggen 3 bis 4 Thaler zahlen.  Der russische Major Völkersam, welcher die Not hier sah, nahm daher den Bedarf für seine Truppen von anderen Städten: trotzdem hatte die Stadt Driesen vom 16.  September ab 50 Kosacken vom Kolparoffschen Regiment und andere durchziehende Detachements zu verpflegen.
    Zu dieser Zeit gab es in Driesen nur 153 Häuser.  Die Bürger konnten den Truppen nichts mehr geben und wendeten sich um Befreiung von der Heulieferung an den General von Berg in Stargardt; sie wurden aber abgewiesen, doch sollten sie für die russische Armee keine Körner mehr liefern. Der Kosackenoffizier hierselbst kehrte sich jedoch an diesen Befehl nicht und liess sich mit seinen Kosacken, wie bisher, weiter verpflegen, sodass die Bürgerschaft ihr letztes Hab und Gut hingeben musste.  Als der Bürgermeister Muthmann durch den Dolmetscher dem Offizier mitteilen liess, dass die Stadt nun nichts mehr liefern könne, liess ihm dieser zurücksagen, dass er ihm dann Klötze an die Füsse legen und damit fortschleppen lassen würde, auch sollte man dann für jedes Pferd, welches krepierte, 100 Rubel zahlen; der Bürgermeister wäre garnichts gegen einen Kosacken und wenn er selbst General in der preussischen Armee gewesen wäre.  Wenn er erst die Antwort von seinem General aus Posen zurückhabe, würden 20 Kosacken mit Pieken zum Bürgermeister reiten, ihm die Hände auf den Rücken binden und ihn in die Wache werfen, dann würde wohl seinen Kosacken Brot geliefert werden.  Ferner würde er den Bürgern aus den Häusern alles fortnehmen.  Darauf beschwerte sich der Bürgermeister Muthmann beim Fürsten Wolchonsky in Posen über diese Behandlung und bat ihn" er möchte sich doch der Stadt Driesen annehmen.  Am 16.  November 1761 erschien auf der polnischen Seite an der Netze bei Driesen ein Kommando Kosacken und überbrachte dem Bürgermeister einen schriftlichen Befehl vom Major Völkersam, die Brücke über die Netze so schnell als möglich wiederherzustellen.  Es wurde darauf die Bürgerglocke geläutet und die Hälfte der Bürger unter Anleitung eines Zimmermanns zum Brückenbau beordert, am 17.  November wurde damit fortgefahren und diejenigen, welche zu Hause blieben, von Kosacken herbeigeholt.  Ein Offizier ritt mit einigen Kosacken durch die Netze zum deutschen Thor und liess aus Furcht vor einem Uberfall, einige Bohlen der Brücken aufnehmen, und das deutsche Thor schliessen.
    Das von der zerstörten polnischen Thorbrücke daselbst zusammengesuchte Holz reichte zur Wiederinstandsetzung nicht aus, deshalb liess der Kommandeur auf dem Holm eine Scheune einreissen und die Netze herunterflössen.  Am Nachmittag wurde der Kommandeur, da es mit dem Bau zu langsam ging, ungehalten und liess durch beide Bürgermeister den Bau beaufsichtigen.  Als jedoch abends die Kosacklenwache am deutschen Thor eingezogen wurde und sich über die Netze
zurückzog, liefen auch die Bürger vom Brückenbau fort und nach Hause.
    Am 18.  November mittags kam der Major Völkersam selbst zur Brücke geritten und sagte zu den Bürgermeistern: "Ich beklage Euch Driesener, Ihr kommt mir wie die Herrnstädter vor, mit denen haben wir uns auch solange gezankt, bis es der Feldmarschall in den Grund schiessen liess.  Eure Leute demolieren die Brücke, und wir zwingen Euch, sie wieder zu bauen.  Ich habe vom Marschall den Befehl, wenn es unmöglich wäre, die Brücke zu bauen, so würde die Netze doch nicht zu breit sein, als dass die Kosacken durchkommen, um die Stadt in Asche zu legen".
    Der Zimmermann versprach darauf dem Major, mit dem Bau bis zum nächsten Morgen 9 Uhr fertig zu werden, worauf ihm dieser als Belohnung einen Rubel zusicherte, andernfalls würde er ihm jedoch Klötze an die Füsse legen lassen.  Darauf ritt er zum deutschen Thor, liess dieses wieder schliessen und die Bohlen von dieser Brücke zur polnischen schaffen, welche dann damit bis zum Abend fertig hergestellt wurde.  Die Kosacken gingen darauf zur polnischen Seite zurück, und die Bürger zogen die polnische Thorbrücke wieder auf.
    Den anderen Tag rückte der Major Völkersam mit einem Regiment Kosacken in die Stadt ein, sodass dessen So da en wieder von den Bürgern verpflegt werden mussten; Netzbruch hatte das nötige Heu zu liefern.  Ein Kosack, welcher in Trebitsch den Förster Collins beim Gelderpressen geschlagen hatte, musste diesem auf Anordnung des Majors Völkersam das Geld zurückgeben und erhielt mit dem Kantschuh Prügel.  Am 22.  November 1761 erhielt der Major Völkersam vom Fürsten Wolchonsky den Befehl, mit seinem Regiment nach Posen zu marschieren.  Es wurden daher hier in Driesen die Thore geschlossen und es blieb nur ein Wachtkommando zurück.  Dem Magistrat übergab der Major noch ein Rekommandationsschreiben für seinen Nachfolger, den Obersten Kalpankoff, welcher bereits den 23.  November mit 180 Kosacken eintraf und in der Richtstrasse Quartier nahm.  Den folgenden Tag war er betrunken, und Bürger, welche gegen seine Soldaten Klagen bei ihm vorbrachten, erhielten von ihm Ohrfeigen.  Dem Sohn des Juden Jacob, Namens Leiser, hing er sein Kruzifix um und zwang ihn, es zu küssen; hierauf liess er ihn durch einen Kosacken durch die Stadt führen, bis ihn die Eltern auf vieles Bitten zurückerhielten.
    Als gegen Mittag der Rittergutsbesitzer von Brand aus Wutzig zu ihm kam, welcher um eine Sicherheitswache bat, liess er auch den Städteforstmeister von Korff holen und die beiden Bürgermeister zu sich bitten, um mit ihnen zu. trinken.  Letztere lehnten jedoch ab und sandten den Dolmetscher Bürger Weise hin.  Der Oberst bewirtet Gäste gut und der Stadtmusikus musste dabei spielen.  Nach dem Essen wurde mit der Gesellschafterin des Obersten getanzt; diese hatte man ihm von Arnswalde, wo sie gefangen war, wieder zugesandt.  Bei froher Weinlaune forderte der Landforstmeister den Obersten auf, er möchte doch auch die Bürgermeister und die Viertelsmänner holen lassen, jedoch lehnten diese die Einladung wieder ab.
    Der Bürger Matzke ging zum Obersten und führte gegen einen Soldaten Klage.  Die Gesellschafterin wollte die Sache schlichten, jedoch der Sotnick, der zugegen war, prügelte sie und nannte sie hierbei des Obersten Dirne.  Der Oberst wollte ihn dafür durch einen andern Sotnick prügeln lassen, was dieser jedoch nicht that.  Darüber wurde nun der Oberst so wütend, dass er beide Sotnicks mit der Faust ins Gesicht schlug und hiernach mit dem Kantschuh.  Da man nun befürchtete, der Oberst würde den Sotnick, der seine Gesellschafterin geschlagen, töten, legte man ihn auf die Erde, prügelte ihn auf dem blossen Rücken, wobei der Oberst mitschlug.  Kosacken kamen nun zum Bürgermeister Eiffert, bei dem der Oberst im Quartier lag, und baten um Hülfe.  Dieser ging darauf zum Obersten, entriss ihm den Kantschuh und der Sotnick wurde losgelassen.  Einen anderen Sotnick, welcher vorher für seinen Kameraden bitten wollte, hatte der Oberst mit dem Säbel über den Kopf geschlagen.  Der Oberst tanzte darauf und trank mit seinen Gästen weiter, bis er abends in der Strasse sitzend einschlief und von hier ins Bett getragen-werden musste.
    Bei solcher Wirtschaft zitterten alle Bürger in der Stadt, jedoch kam abends 9 Uhr der Major Völkersam wieder zurück und blieb hier.  Das Betragen des Obersten wurde ihm sofort erzählt; doch am nächsten Morgen, als der Oberst nüchtern war, ging er zum Bürgermeister und bat ihn um Verzeihung.
    Landsberg hatte nun wieder 800 Scheffel Roggen und 6 Tonnen Häringe, und Netzbruch und Trebitsch Heu zu liefern.  An einen Kosacken, der sich hier an einem Bürger vergriffen hatte, statuierte der Major Völkersam folgende Strafe: Er lies ihn so sehr knuten, dass die anderen Kosacken mit erhobenen Lanzen auf den Major einritten, wodurch dieser sich jedoch nicht beeinflussen liess und durch ein donnerndes "Zurück" sie wieder zur Ruhe brachte.
    Am 24.  Dezember 1761 ging der Major Völkersam mit seinem Regiment nach Birnbaum, liess hier eine kleine Besatzung zurück und prägte dem Führer Iwan Saltuschin ein, die schärfste Manneszucht während seiner Abwesenheit hier zu halten.
    Da die Lieferungen aus Friedeberg und Woldenberg ausblieben, musste die Stadt Driesen zu Weihnachten 100 Zweigroschenbrote der Besatzung hier und Gottschimm der Besatzung zu Trebitsch ein Schwein liefern.
    Nachdem die Kosacken des Major Völkersamschen Regiments Driesen verlassen, kam am 18.  Januar 1762 eine Eskadron, 94 Mann stark, vom russischen gelben Husarenregiment mit mehreren Weibern und Kindern nach Driesen und blieben für den Winter hier.  Die Bürger mussten auch diese verpflegen, und es erhielt jeder Soldat morgens 1 Glas Branntwein und täglich dreimal zu essen.
Die Not wurde immer grösser, und ein Bürger nach dem andern verliess mit seiner Familie die Stadt, sodass der Magistrat befürchtete, dass die ganze Bürgerschaft auswandern werde.  Der Schulze und der Gerichtsmann zu Kietz wurden fürchterlich geknutet, weil sie nicht sofort die nötigen Fische liefern konnten, und ebenso wurden die Bürger bei jeder Kleinigkeit geschlagen und gestossen.  Um diese Zeit stellte sich denn auch hier noch ein hitziges Fieber, jedenfalls Typhus, ein und es erkrankten daran 96 Personen.  Von 900 Einwohnern starben 96 Personen, an manchen Tagen 3 bis 4. Die Ställe waren ohne Dächer und Fächer, und die Husaren verlangten, dass sie ordnungsmässig repariert und gebohlt würden.  Hierzu wurden die Bretter von Thorwegen, Giebeln und Stuben genommen-. ja selbst in Hausfluren und Stuben stellten die Husaren ihre Pferde ein.  Vom Boden des Amtshauses nahm man die Bohlen und dielte damit die Ställe auf dem Rittergute, wobei die Bürger helfen mussten; als sie aber auch die Fuhren stellen sollten, beriefen sie sich auf ihre Privilegien, wonach sie hierzu erst verpflichtet seien, wenn kein Pächter., Edelmann, Prediger oder Bauer ein Pferd mehr im Stalle hätte.
    Viele Bürger baten mit weinenden Augen, sie von der Last der Verpflegung der Truppen zu befreien, da sie sonst mit ihren Familien verhungern müssten.  Daher sandte der Magistrat an den Herzog von Bevern nach Stettin eine Bittschrift und bat um Befreiung von den gelben Husaren, an deren Stelle sie zehnmal lieber Kosacken im Quartier haben möchten.
    Am 26.  März 1762 verliessen die Husaren Driesen, und die Stadt hatte eine Forderung von 379 Scheffel Roggen, 95 Scheffel Grütze und 1294 Thaler an Geld, welches der Kommandeur, von Schwartreit, nach einem Befehl des Generals von Berg an die Stadt zahlen sollte.  Zu diesem Zweck traf am 1. Oktober 1762 der Lieutenant von Carpen, ein Wachtmeister und 2 Husaren hier ein, die den Bürgern mittelst Vergleiches 858 Thaler bezahlten.  Dafür mussten letztere dem Lieutenant 30 Thaler als Geschenk und Fuhren zur Rückreise nach Dratzig geben.  Die Deputierten und Ersatzgeschworenen erhielten von dem gezahlten Gelde 4 Thaler zu Ergötzlichkeiten; der Magistrat erhielt für seine Bemühungen davon 36 Thaler, und der Rest wurde an die Quartierwirte verteilt.
    Nachdem Peter der Dritte den russischen Thron bestiegen, schloss er mit Preusseri am 5. Mai zu Petersburg Frieden.  Am 1. Pfingstfbiertag wurde in der Driesener Kirche von den hier liegenden Russen das Friedensfest mitgefeiert, und bald
    Nachdem am 15.  Februar 1763 zu Hubertusburg auch mit Österreich der Frieden geschlossen war, endete der für Driesen so verderblich gewordene siebenjährige Krieg.  Am 13.  Mai desselben Jahres fand die Feier des Friedensfestes statt, und der Oberprediger Kröbel predigte über Kapitel 33 des Propheten Jeremias.  Einen günstigen Einfluss auf Driesen übte die Ende 1762 beginnende Kolonisation des Netzbruchs durch den Wirklichen Geheimen Oberfinanz- und Domänenrat Balthasar Schönberg von Brenkenhoff, der seinen Sitz in Driesen nahm.  Ihm war die Aufgabe zugefallen, die von den Russen verwüstete Neumark wieder herzustellen und das Netzund Warthebruch urbar zu machen und mit einer Arbeitskraft und Arbeitsliebe ohnegleichen hat er das Werk vollendet.  Viele wegen Glaubenshass in andere Länder Vertriebene fanden hier in und bei Driesen eine neue Heimat.  Zu gleicher Zeit hörte auch Driesen auf, Festung zu sein, die Häuser in derselben wurden mit Kolonisten besetzt und die Neustadt hierselbst nach einem Plane Brenkenhoffs neuerbaut.  Ebenso wurden auf Drieserer Grund die Kämmerei-Kolonien Neu-Ulm und Militzwinkel angelegt, deren Bewohner eine jährliche Grundrente von 979 Thalern 16 Groschen 3 Pfennige an die Kämmereikasse zu zahlen hatten.
    Das Tuchmachergewerbe begann sich nach und nach zu heben und stand bald in voller Blüte, da Brenkenhoff für Absatzquellen sorgte; es wurden namentlich viele Tuche nach Russland und der Moldau verkauft.
    Driesen gehörte mit den Städten Memel, Tilsit, Königsberg, Elbing, Bromberg, Stettin und Breslau zu den begünstigten und privilegierten, denen allein die Erlaubnis erteilt war, mit Polen auf Grund des Zolltarifs vom 24.  Mai 1775 Handel zu treiben und fremde und seidene Tücher, sowie andere Waren nach Polen einzufahren.
    Die vom Kommerzienrat-Treppmacher aus Posen hier in Driesen auf dem Festungsplatz No. 17 mit einem Betriebskapitel von 100 000 Thalern errichtete Handlung versandte viele Waren, namentlich Wein nach Polen, und Ungarwein bis an den Königlichen Hof nach Schweden.
    Der Fleischer Modrow betrieb einen regen Handel mit podolischen und ukrainischen Ochsen nach Berlin.
    Da Driesen wenig Acker besass, war es den Bürgern gestattet, das Getreide aus Polen zum eigenen Gebrauche zollfrei einzuführen; doch durften sie unverzolltes Getreide durch das deutsche Thor nicht wieder ausfahren.
    Nach einer Viktualientabelle des Magistrats vom 5. März 17,67 kostete der Scheffel Weizen 1 Thaler 7 1/2 Groschen, 1 Scheffel Roggen 24 Groschen, 1 Scheffel kleine Gerste 17 1/2 Groschen, 1 Scheffel Hafer 11 1/4 Groschen, die Tonne Eier 2 Thaler, 1 Quart Bier 6 Pfennige.  Eine Semmel für 3 Pfennige wog 13 Loth 1 Quentchen, 1 Scharrenbrot für 2 1/2 Groschen 6 Pfund, ein Hausbackenbrod für 2 1/2 Groschen 6 Pfund 26 1/2 Loth.  Das Pfund Rindfleisch kostete 1 1/4 Groschen, das Pfund Schweinefleisch 1 1/3 Groschen, das Pfund Kalbfleisch 1 Groschen.
    Da die Sperlinge für schädlich gehalten wurden, erliess die Regierung eine Verordnung, wonach jeder Hausbesitzer jährlich an den Magistrat 12 Sperlingsköpfe zu liefern hatte.  Auf diese Weise wurden im Jahre 1767 in Driesen 2124 Sperlingsköpfe geliefert.
    Im Jahre 1772 wurde die grosse Poststrasse von Berlin nach Königsberg i. Pr. und die von Posen nach Stettin über Driesen gelegt.
    Zum Transport der vielen nach Ostpreussen zu transportierenden Rekruten stand hier ein Kommando Dragoner.  Am Holmerthor war nur eine Pforte, und es musste hier ein Thorschreiberhaus und zwischen der kleinen Netze und dem Festungsgraben Pallisaden errichtet werden, um das Desertieren der Soldaten zu verhindern.  Das Brennholz zu den Wachen und zum Lazarett musste durch Abgabe je einer Klobe von den die Thore passierenden Holzwagen geliefert werden, und nach dem AcciseManual passierten jährlich 5500 Fuhren mit Holz die beiden Stadtthore.
    Im Jahre 1775 gab es in Driesen 5 Schutzjuden, welche Häuser als Eigentum erwerben durften, jedoch mussten sie dafür einen hohen Schutzzoll zahlen.  Ausser diesen waren hier noch andere jüdische Familien wohnhaft, im ganzen 95 Köpfe stark.  Den Gottesdienst in ihren Häusern zu halten, wurde ihnen verboten, und auf Brenkenhoffs Anordnung mussten sie 1767 eine Synagoge bauen.
    Am 7. Februar 1774 brach bei einem starken Sturm die Kirchturmspitze ab und schlug durch das Dach, sodass sie 4 Fuss in dem Schiff der Kirche steckte.
    Am 2. August 1777 schlug der Blitz in den Kirchturm und setzte diesen in Brand.  Infolgedessen musste später die oberste Kapsel abgenommen werden.
    Das auf dem alten Markt stehende Rathaus war so baufällig, das es dem Einsturz drohte, und es wurde 1780 abgebrochen.  Die alten Materialien wurden verkauft und brachten 54 Thaler 21 Groschen.  Beim Sattler Rohleder, Richtstrasse No. 1 wurde ein passendes Lokal gemietet, bestehend aus einer Stube zum Sessionszimmer, einer Stube mit Alkoven zur.Registratur, Küche und Kammer zum Holzgelass, ferner im Seitengebäude eine Stube und Kammer.zur Dienstwohnung und ein Stall zur Unterbringung der Ratswage und Röhrspritze, Die Miete dafür betrug vom 21.  Juli 1780 bis 1. Oktober 1786 jährlich 30 Thaler, da aber die Nachbargebäude mit Stroh und Schindel gedeckt waren, wurde vom 1. Oktober 1786 eine ähnliche Wohnung in der Holmstrasse 25 gemietet.
    Im Jahre 1792 erhielt der Magistrat vom Ministerium den Befehl, ein eigenes Rathaus zu bauen, doch unterblieb es, da nicht soviel Geld dafür vorhanden war, denn die Kommune hatte nur 200 Thaler ausgeliehen, und der Kämmereiüberschuss betrug nur 18 Thaler, die Anschlagssijmme zum neuen Rathaus aber 3500 Thaler.  Da aber das Ministerium bei seiner Anordnung blieb, kaufte 1798 der Magistrat das Haus des Schutzjuden Abraham Judas in der Richtstrasse No. 26 (jetzt Amtsgerichtsgebäude) fü r 4150 Thaler als Rathaus an und lieh der Rittergutsbesitzer von Waldow-Mehrenthin der Stadt hierauf 3000 Thaler à 4 % zur ersten Stelle.  Beim Ausbau des Gebäudes erhielt der Maurermeister Herold pro Tag 15 Groschen, für den Gesellen 11 1/4 Groschen und für den Handlanger 7 1/2 Groschen.

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