Der Standesamtsbezirk hatte 5 378 Einwohner und es wurden 1881 geboren: 209 Kinder.  Hiervon entfielen auf die Stadt Driesen 185, darunter 13 unehelich, auf Kietz 18, darunter 2 unehelich und auf Amt und Freigut Driesen mit Vorwerk Holm 6. Bei den  Geburten waren 2 Zwillings- und eine Drillingsgeburt.  Es  starben in diesem Jahre 169 Personen, dabei befanden sich 8  Totgeborene, in Driesen 145, in Kietz 21 und Amt Driesen  3, Ferner wurden 43 Ehen geschlossen.
    Nachdem bereits 1880 die Richtstrasse und der Alte Markt sowie die Mittelstrasse zur Hälfte umgepflastert worden war, wurde in diesem Jahre der Neue Markt, die Marktstrasse und Breitestrasse sowie die Holmstrasse zwischen der Breitenstrasse und Grusenstrasse umgepflastert und diese Arbeiten wieder dem Steinsetzmeister Strehl in Landsberg a.W. übertragen.  Derselbe musste sämtliche Materialien, soweit sie nicht beim alten Pflaster vorhanden waren, liefern und erhielt pro Quadratmeter Kopfsteinpflaster 2,70 Mk. und pro Quadratmeter rundes Pflaster 60 Pfennige.
Auf Anregung des Kaufmanns Eduard Spude, der eine Schrift zur Errichtung eines Denkmals für den Geheimen Ober-Finanzund Domänen-Rat Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff über dessen Leben und Wirken herausgegeben hatte, trat unter dem Vorsitz des Landrats von Bornstedt am Sonntag, den 15.  Mai 1881 ein zu diesem Zweck gebildetes Komitee im Bahnhof Friedeberg N.-M. zur ersten Sitzung zusammen.  Erschienen waren ausser den Nachkommen des zu Feiernden, des Majors von Knobelsdorff-Mansfelde und des Rittmeisters von Knobelsdorff-Pehlitz, der Rittergutsbesitzer von RietzLichtenow, Bürgermeister Oberlieutenant Zöllner-Fridedeberg, Oberb,Urgermeister Meydam-Landsberg a.W, Deichhauptmann Müller und Stadtrat Röske aus Landsberg a.W., Rektor Sieber-Küstrin, Bürgermeister Reckling-Driesen und der Mühlenbesitzer Leopold Stoltz und Kaufmann Eduard Spude-Driesen.  Da zu beregtem Zweck bereits 3 500 Mk. gesammelt waren, wurde dem anwesenden Bildhauer Steinemann, einem Schüler Drakes, welcher in Friedeberg N.-M. das Kriegerdenkmal gefertigt, das in Driesen auf dem Neuen Markt zu errichtende Brenkenhoffs Denkmal für den Preis von 5 800 Mk. übertragen.  Der Kreistag bewilligte hierzu gleichfalls 1 000 Mk.
    Auf Grund der Novelle zur Gewerbe-Ordnung wurden in Driesen 1884 die nachbenannten Innungen reorganisiert: 1. die Fleischer-, 2. die Schuhmacher-, 3. die Schneider-, 4. die Böttcher-, 5. die Tuchmacher-, 6. die Bauhandwerker-, 7. die Tischler-, 8. die Müller-, 9. die Gold-, Silberarbeiter-, Klempner-, Uhrmacher-, Nadler-, Gelbgiesser- und Kupferschmiede-, 10. die Gerber-, Kürschner-, Sattler-, Handschuhmacher- und Buchbinder-, 11. die Schmiede-, 12. die Bäcker-, 13. die Schlosser-, Feilenhauer- und Büchsenschmiede, 14. die Stellmacher-, 15. die Barbier-Innung, 16. die Töpfer-, Maler-, Glaser-Innung neugebildet und die Weber-Innung aufgelöst, da Meister dieses Gewerbes nicht mehr betrieben.
    In diesem Jahre wurde auch das alte Gerichtsgefängnis abgebrochen und auf dem Gerichtshofe ein neues erbaut.
    Im Frühjahr 1882 verkaufte die Stadt den Verschönerungsgarten an der alten Netze in Grösse von 35 ar mit der Verpflichtung, darauf ein Fabriketablissement zu errichten oder ein Haus zu erbauen, an den Mühlenbesitzer Leopold Stoltz für den Preis von 21 350 Mk.  Zugleich wurde ihm die Verpflichtung auferlegt, den Treidelsteg an der alten Netze für die Schiffahrt freizuhalten.
Am 1. Mai 1882 erhielt der Bürgermeister Reckling als Hauptmann der Landwehr-Infanterie die Bezirks-Kompagnie Driesen des 2. Bataillons 5. Brandenburgischen Landwehr-Regiments No. 48.  Zum Bezirk der 3. Kompagnie gehörten die Kontrolplätze Woldenberg, Schüttenburg, Driesen I, Driesen II, Modderwiese und Guschter-Holländer, wo im Frühjahr und Herbst die Kontrol- versammlung abgehalten wurden.
    Am 21.  Mai 1882 fand auf dem Neuen Markt in Driesen die Grundsteinlegung zum Brenkenhoff-Denkmal statt.  In den Grundstein wurde eine kupferne Kapsel mit dem nachstehend aufgeführten Inhalt gefügt:

Major von Knobelsdorff-Brenkenhoff-Mansfelde:
    "Treue dem Fürsten, den Gott uns gegeben,
    "Liebe zum Nächsten und selbstloses Streben
    "Führet zu Werken, die ewiglich leben."

Rittmeister von Knobelsdorff-Brenkenhoff-Pehlitz:
    "Die gross geschaut, die gross gebaut,
    "Die schlummern in den Särgen
    "Möge die Nachwelt und die Gegenwart eingedenk sein,
    "Dass die Macht und das Gelingen durch Selbstlosigkeit
    "erlangt sind."

Gymnasial-Direktor Schneider-Friedeberg N.-M.:
    "Schaffen und Streben
    "Zum Besten des Ganzen
    "Das ist Leben."

Amtsrichter Fromme-Driesen:
    "Mit Gott für König und Vaterland!"

Amtsrichter Dr. Mankiewicz-Driesen:
    "Es kann die Spur von seinen Erdentagen
    "Nicht in Äonen untergehen!"
 
Rechtsanwalt Dr. Pöppel-Driesen:
    "Stehe fest und trotze dem Sturm der Zeit als ein
    "bleibendes Denkmal verehrungswürdiger Dankbarkeit
    "gegen die Todten!"

Beigeordneter Modro-Driesen:
    "An Gottes Segen ist Alles gelegen, Er spende ihn
    "auch auf dieses Denkmal der Dankbarkeit!"

Stadtverordneter, Kaufmann Ed.  Spude-Driesen:
    "Gottes Mühlen mahlen langsam aber fein, Ihr goldenes
    "Mehl ist Wahrheit und Gerechtigkeit!"

Rektor Sieber-Cüstrin:
    "Was uns noth thut, uns zum Heil
    "Ward's gegründet von den Vätern;
    "Doch das ist nun unser Theil,
    "Dass wir sorgen für die Späteren!"

Bürgermeister, Oberlieutenant Zöllner-Friedeberg:
    "Ehre der Stadt Driesen, die das Andenken der
    "Stadt Driesen in dieser Weise ehrt!"

Stadtverordneterg Dampfmühlenbesitzer Leopold Stoltz-Driesen:
    "Der erste Schlag sei Dankbarkeit,
    "Dem Hingeschiedenen geweiht;
    "Der zweite gilt der Thätigkeit,
    "Die über uns den Segen streut,
    "Der dritte für das Musterbild
    "Der Gegenwart und Zukunft gilt!"

Bürgermeister Reckling-Driesen:
    "Ihm ist die That gelungen, er scheute keine Müh',
    "Er hat den Kranz errungen, der Nachwelt Sympathie!"

Hierauf sprach der Oberprediger Oxford ein Gebet, womit die offizielle Feier der Grundsteinlegung schloss.  Es folgte darauf ein Festessen im Hotel Boeck.  Die schönen Toaste, die dabei ausgebracht wurden, schreibt die "Landsberger Zeitung", charakterisieren sich am besten, wenn wir von ihnen sagen, dass auf sie zutrifft der Vers, der nicht immer von Rednern beherzigt wird:

"Nicht leicht mag trocken scheinen,
"Ein Toast bei guten Weinen.
"Sollst doch nur den ausbringen,
"Der klingt - ohn' Gläserklingen."

    Zugleich brachte die "Landsberger Zeitung" auf der Mitte des über die Feier ausgegebenen Extrablatts das Bildnis von Brenkenhoff mit seinem Namenszug.
    Nur wenige Monate später, am Sonntag, den 20.  August 1882, fand die feierliche Enthüllung des Brenkenhoff-Denkmals statt, wobei ganz Driesen im Flaggenschmuck prangte.
    Bei der im Jahre 1882 stattgehabten Berufszählung für das deutsche Reich wurden in Driesen gezählt:

316 Haushaltungen, in welchen Landwirtschaft betrieben wurde, 246 Gewerbe, welche mit einem Gehülfen oder Lehrling und mehr arbeiteten und 4 848 anwesende Personen.
An Vieh waren vorhanden 128 Pferde, 201 Stück Rinder, 319 Schweine, 47 Schafe, 23 Ziegen und 36 Bienenstöcke.

    Im Jahre 1883 erbaute der Zimmermeister Otto Dannhoff auf seinem Grundstück, Friedrichstrasse No. 4, eine neue Dampfschneidemühle, die vierte in der Stadt und legte mit Genehmigung der städtischen Behörden einen Schienenstrang über die Karlstrasse bis zur alten Netze an, um die Hölzer aus dieser vermittelst eines Drahtseils direkt zur Mühle zu bringen.  Für diese Erlaubnis ist vom Unternehmer eine jährliche Abgabe von 30 Mk. zur Kommunalkasse zu zahlen.
    Im Januar 1883 starb in Berlin der Rentier E. H. Schnell, ein geborener Driesener und vermachte der Stadt seinen beim Krankenhause in der Schwerinerstrasse gelegenen Garten von 71 Quadratruten und den Armen 3 000 Mk.
    Die den Gebrüdern Robert und Julius Wende in der Netzstrasse No. 4 gehörige Tuchfabrik brannte im August 1883 nieder.  Hierbei stellte sich heraus, dass die Pflichtfeuerwehr veraltet war und ihrem Zweck nicht mehr entsprach, daher gründete der Kaufmann Hermann Ziegler eine freiwillige Feuerwehr, welche vom Brandmeister Fichtner aus Berlin ausgebildet wurde.  Die Pflichtfeuerwehr ist dem Kommando der freiwilligen unterstellt und wird als Druckmannschaft verwendet.
    Das Stiftungskapital des Beinertschen Waisenstifts war bereits im Jahre 1882 vom Amtsgericht in Höhe von 57 642,50 Mk. behufs Erbauung des Waisenhauses ausgezahlt und dies wurde von dem Maurermeister Zöllner im folgenden Jahre fertiggestellt, sodass am 1. Dezember 1883 die ersten 5 Waisenkinder darin aufgenommen werden konnten.  Der Geheimsekretär Beinert hatte der Stadt Driesen zu diesem Zweck ein Legat überwiesen, welches durch Zuschreibung der Zinsen auf 45 000 Mk. anwachsen sollte und hiernach sollte die Stadt die Anstalt einrichten.  Da aber der Fonds zu dieser Zeit bereits auf 60 000 Mk. angewachsen war, und der Bau nebst Einrichtung 18 000 Mk. gekostet hatte, so konnten 45 000 Mk. noch hypothekarisch angelegt werden.  Aussen den Zinsen hiervon erhält das Stift noch nach Abzug der Legatzinsen jährlich ca. 1 000 Mk., sodass die statutenmässig aufzunehmende Zahl von 6 bis 8 Kindern sehr gut verpflegt werden kann.  Zum Kuratorium gehören ein Magistratsmitglied als Vorsitzender und 2 von der Stadtverordenten- Versammlung zu wählende Mitglieder.  Ins Stift dürfen nur Waisenkinder aus der Stadt Driesen und dem ehemaligen Landgerichtsbezirk Driesen aufgenommen werden, und Kinder aus der Stadt haben den Vorzug.  Den Vorsitz im Kuratorium übernahm der Bürgermeister Reckling und in dasselbe gewählt wurden der Kaufmann Ed.  Spude und der Apotheker Conrad.  Zu Waiseneltern wurde der Mühlenmeister Tobias Tourbier und dessen Ehefrau bestellt.
    Die Umpflasterung des inneren Teiles der Stadt wurde im Jahre 1884/85 vollendet, sie hat der Kommune im ganzen 55 333,76 Mk. gekostet.  Diese Kosten wurden gedeckt durch den angesammelten Strassenpflasterungsfonds in Höhe von 6 449,33 Mk.. durch eine Anleihe beim Städteunterstützungsfonds von 35 000 Mk. und durch die Anzahlung auf den Platz an der alten Netze in Höhe von 9 264 Mk.,. welchen der Kommerzienrat Stoltz gekauft hatte.
    Die Handarbeitslehrerin Fräulein Pauline Gebhardt und ihre Tante Fräulein Meissner vermachten der Stadt kurz vor ihrem Tode anfangs Dezember 1885 ein Legat von 2 000 Mk. unter.der Bedingung, von den Zinsen ihre Gräber zu unterhalten und den Überschuss, der alljährlich ca. 78 Mk. betragen hat, zur Christbescheerung armer Schulkinder zu verwenden.
    Da die Schulzimmer in der Elementarschule überfüllt waren, so wurden ans Mädchenschulhaus vier Klassenzimmer angebaut und diese am 1. Oktober 1886 bezogen.  Zugleich wurden von den bisherigen 6 Klassen 7 für die Knaben- und 7 für die Mädchenschule eingerichtet und ein Mittelschullehrer, der Realgymnasiallehrer Michell, neu als 13. Lehrer angestellt.
    Am 25.  Januar 1887 starb der Kaufmann Eduard Spude.  Derselbe war 40 Jahre lang ein thätiges Mitglied der Stadtverordneten-Versammlung gewesen, deren Vorsteher er 28 Jahre lang war.
    Um das Betteln mehr und mehr einzuschränken, wurden im Friedeberger Kreise 5 Pflegestationen eingerichtet, in.den drei Städten je eine, die beiden anderen in den Gem einden Guscht und Wugarten.  Die Wanderer werden in den Stationen verpflegt und erhalten Nachtquartier, jedoch sollen sie hier dafür arbeiten.  Diese Einrichtung kostete dem Kreise 2 416 Mk.  Gleich im ersten Jahre waren in Driesen 2 214 Personen verpflegt.  Durch Kreistagsbeschluss v om 10.  Dezember 1895 gehen die Pflegestationen wieder ein.
    1887 erhielt die Stadt aus dem Nachlass der verstorbenen Rentiere Oberfeldt geborenen Selchow ein Legat von 600 Mk.9 deren Zinsen zum Weihriachtsfest an Arme jährlich zu verteilen sind.  Ebenso vermachte der Rentier Ed.  Spude dem Hospital 300 Mk. mit der Bestimmung, dass die Zinsen am 20.  Juli jährlich, dem Geburtstage seiner Ehefrau, an die Hospitaliten zu verteilen sind.
    Der Kaufmann Albert Labus und die Rentiere Johanne GumpertBerlin vermachten dem Hospital 900 Mk. mit der Bestimmung, das den Hospitaliten am Geburtstage des Kaisers von den Zinsen ein Mahl, bestehend aus Schweine- oder Kalbsbraten, Backpflaumen und je einer Flasche Braun- oder Weissbier zu geben und der dann verbleibende Uberschuss zu verteilen sei.
    Von den 16 neuorganisierten Innungen hatten die Schuhmacher-, Tischler-, vereinigte Töpfer-, Maler-, und Glaser-, die Bäcker und vereinigte Kürschner-, Gerber-, Sattler-, Buchbinder und Handschuhmacher-Innung die Vorrechte des § 106 der Reichsgewerbe-Ordnung erhalten, wonach nur Mitglieder dieser Innungen Lehrlinge halten dürfen.
    Zweimal erscholl im Jahre 1888 der Trauerruf durch unser deutsches Vaterland: zuerst am 9. März, als unser allgeliebter Kaiser Wilhelm I. und am 15.  Juni, als sein grosser Heldensohn, der edle Dulder, Kaiser Friedrich, starben.  Der Magistrat und die Stadtverordneten hatten jedesmal Beileidsadressen, sowohl den hinterbliebenen hohen Witwen, der Kaiserin Augusta und der Kaiserin Victoria, wie den regierenden Kaisern, Friedrich und unserem jetzigen allgemein geliebten und verehrten Kaiser Wilhelm II., übersandt.
    Vierzehn Tage wurden täglich mittags von 12 bis 1 Uhr die Glocken geläutet und wie überall im Vaterlande, wehten auch hier an den Häusern die Trauerfahnen.  Der Kampfgenossen und Militär-Verein hatte zur Beerdigung des geliebten Landesfürsten Deputationen mit ihren Fahnen entsandt.
    Am 1. April 1888, zur Zeit als die Glocken am 1. Osterfeiertage zur Kirche einläuteten, drangen infolge des Walldurchbruchs bei Alt-Beelitz und Neu-Dessau die Fluten der Netze auf unsere Stadt ein und überschwemmten den an der alten Netze gelegenen Teil.  Nur mit grösster Anstrengung wurde die Polnische und die Mühlenbrücke gehalten.  Die freiwillige Feuerwehr rückte mit Kähnen zur Rettung der Bewohner von Neu-Dessau am 1. und 2. April aus.  Die erst neuerbaute massive Amtsbrücke wurde zum grössten Teil und die Kosterbrücke ganz fortgerissen.  Der Damm nach Vordamm lag teilweise einen halben Meter unter Wasser, und der Verkehr nach Vordamm fand auf Kähnen statt.  Reichlich gingen von auswärts die Unterstützungen für die Überschwemmten ein, und der Magistrat in Driesen verteilte dieselben in Höhe von 45 259 Mk.9 in Sachen und Naturalien von Neubeelitz ab in den Gemeinden bis zur Grenze des Landsberger Kreises.  Die Alt-Beelitzer Brücke war gleichfalls fortgerissen, und diese Gemeinde erhielt zum Bau der neuen Brücke einen Staatszuschuss von 35 000 Mk.  Zur Begrüssung der Kaiserin Friedrich, welche am 9. Juni 1888 von der Besichtigung des überschwemmungsgebietes in Elbing zurückkehrte, hatten sich unter Führung des Bürgermeisters Hauptmanns Reckling in Driesen der Militär- und Kampfgenossen- Verein in Driesen und der Krieger-Verein in Kreutz daselbst auf dem Bahnhofperron aufgestellt.  Nachdem der Hauptmann Reckling bei Ankunft ihrer Majestät die Vereine gemeldet, schritt Ihre Majestät die Front derselben ab und lud den Hauptmann zur Tafel, wo er seinen Platz neben Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzess Victoria erhielt.  Der Stadtmusikus Kunze aus Driesen, den die Driesener Vereine mitgenommen hatten, spielte während der Tafel auch den Fackeltanz von Meyerbeer, wobei Ihre Majestät zum Ober-Präsidenten Grafen v. Zedlitz äusserte, dass dieses Stück bei ihrem Einzuge in Berlin nach ihrer Verheiratung gespielt worden wäre, als die Garde-Korps die Quadrille geritten hätten.  Der Herr Oberpräsident erklärte hierauf, dass er damals diese mitgeritten hätte.  Am 8. August 1888 erhielt der Bürgermeister Reckling als Vorsitzender des Unterstützungs-Komités von Seiner Majestät dem Kaiser den Kronen-Ordnen IV.  Klasse, und der Händler Emil Becker für Hülfeleistung bei den Rettungsarbeiten das Allgemeine Ehrenzeichen.  An die Aushändigung der Orden durch den Landrat von Bornstedt schloss sich ein Festessen im Hotel Boeck an, an welchem 84 Personen aus der Bürgerschaft teilnahmen.
    Am 22.  Juni 1890 erschien das Gesetz über die Invaliditäts- und Altersversicherung, welches am 1. Januar 1891 in Kraft trat.  Die Polizei-Verwaltung hatte hierzu 2 061 Versicherungskarten und über 2 000 Arbeitsbescheinigungen auszustellen.  Von den Bewohnern der Stadt Driesen erhielten bereits 38 Personen, welche über 70 Jahre alt waren, Altersrente, davon die männlichen Personen 11,25 Mk., die weiblichen 8,90 Mk. pro Monat.
    Da nach der Volkszählung am 1. Dezember 1890 die Einwohnerzahl der Stadt Driesen auf 5 404 gestiegen war, erliess der Magistrat ein Orts-Statut, nach welchem infolge Genehmigung durch Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten den unbesoldeten Magistratsmitgliedern vom 12.  Januar 1891 ab statt des bisherigen Charakters "Ratmann" der Titel "Ratsherr" gegeben wurde.
Am 24.  Juni 1891 wurde der Recess über die Gemeinheitsteilung abgeschlossen.  Die Kämmerei erhielt hiernach 456 ha 33 ar 60 Quadratmeter Acker, Wiesen und Forst, das Hospital 1 ha 48 ar 50 Quadratmeter Wiesen und die Armenkasse 1 ha 49 ar 40 Quadratmeter Wiesen, in Summa 459,31.50 ha mit 2 02,34 Mk.  Grundsteuer.
    Am 1. April 1892 wurde das Gesetz über die Selbsteinschätzung zur Staatseinkommensteuer vom 24.  Juni 1891 eingeführt.  Driesen mit Amt und Freigut, Holm und Kietz wurde zum 37.  Voreinschätzungsbezirk des Kreises zusammengelegt, der Bürgermeister Reckling zum Vorsitzenden und der Beigeordnete Modro zum Stellvertreter bestellt.
    Am 1. Oktober 1892 übernahm der Schulvorsteher Dr. Lorenz eine höhere Privatknabenschule in Osterburg i.d.Altmark; um hier diese Anstalt zu erhalten, kaufte der Magistrat das Grundstück Festungsulatz No. 19 an und übertrug die Leitung dieser Schule dem Gymnasiallehrer Ernst Schulze aus Seehausen.
    Durch Beschluss des Bezirks-Ausschusses zu Frankfurt a.O. wurden am 1. April 1894 die Güter Amt und Freigut Driesen mit 7 bebauten Grundstücken und 72 Seelen, wie 15 ha 25 ar Gärten und Wiesen und durch Allerhöchsten Erlass des Königs vom 19.  Februar 1894 am 1. April 1894 auch die Landgemeinde Kietz mit 36 bebauten Grundstücken, 430 Seelen und 143 ha Wiesen in den Stadtbezirk Driesen eingemeindet.  Gegen die Eingemeindung von Kietz hatten die städtischen Behörden protestiert, wurden jedoch mit ihrer Beschwerde am 15.  November 1893 abgewiesen, da ein öffentliches Interesse zur Eingemeindung vorlag.
    An Gemeindeeigentum erhielt die Stadt die Schulgrundstücke, welche sofort wegen der Baufälligkeit des Schulhauses verkauft wurden und 5 930 Mk. brachten.  Die zum Schulhausgrundstück gehörende Fischereigerechtigkeit, welche die Fischerei auf der Neuen Netze von Vordamm bis Gorkow, von der Mündung der Drage auf dieser stromaufwärts bis Friedrichsdorf und auf der alten und faulen Netze mit ihren Beigewässern umfasst, behielt der Magistrat für die Stadtgemeinde zurück.  Ferner übernahm die Stadt eine Hypothek für ein Heuablösungskapital der Schulstelle in Höhe von 1 237,50 Mk.. eine andere für Holzablösung über 419,86 Mk. und einen Barbestand von 487,30 Mk. in der Gemeindekasse.

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