Ortsbeschreibungen der Beuthener Umgebung
(aus Triest, Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864, S. 320-335)

1. Beuthen
2. Groß Dombrowka
3. Polizeibezirk Schwarzwald
    a) Friedenshütte
    b) Eintrachthütte
    c) Beuthnerhütte
    d) Rosemündehütte
    e) Clarahütte
    f) Georginenhütte, Sonnenblumengrube
    g) Faustagrube
    h) Lythandragrube, Belowsegengrube, Eintrachtgrube
    i) Friedrich-Wilhelmgrube, Vorsichtgrube, Louisengrube
    j) Saaragrube
    k) Ottiliengrube
4. Polizeibezirk Pilkermühl
5. Polizeibezirk Godullahütte
    a) Gemeinde Orzegow
    b) Bobrek
    c) Schomberg

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2. Groß Dombroka liegt eine Meile östlich von Beuthen unmittelbar an dem polnischen Grenzflusse Brinitza. Das Dominium, seit 1538 der Stadt Beuthen gehörig, ist dismembrirt und hat nur noch 10 Morgen. Der Flächenraum aller Besitzungen beträgt 2478 Morgen, und zwar : 64 Morgen Wege und Gewässer, 132 Morgen Gärten, 363 Morgen Weise, 56 Morgen Häuser und Höfe und 1863 Morgen Acker. 48 Bauern besitzen mehr als 30 Morgen mit zusammen 2160, 10 Besitzer haben zwischen 5 um 30 Morgen mit zusammen 150 Morgen, 16 haben unter 5 Morgen mit zusammen 48 Morgen. Die Zahl der Häuslerstellen beläuft sich auf 83. Der Boden ist sandig und trägt nur Korn, Gerste, Hafer, Heidekorn, Kartoffeln und Kraut. Gewerbliche Anlage ist eine Mühle. Gewerbetreibende sind : 1 Schankwirth, 4 Victualienhändler, 5 Krämer, 1 Schmied, 2 Maurergesellen, 1 Stellmacher, 1 Sattler und 1 Fleischer. Der Viehstand beträgt 85 Pferde, 1 Stier, 292 Kühe, 26 Stück Jungvieh, 15 Schafe, 6 Ziegen und 162 Schweine. Zu erwähnen ist die jetzt fristende Bleierzgrube Friedrich Wilhelm. In der katholischen Schule unterrichtet eine Lehrer 142 Kinder. Die Gemeinde ist nach Kamien eingepfarrt. 270 Thlr. Grund-, 72 Thlr Haus-, 615 Thlr. Klassen und 47 Thlr. Gewerbesteuer.
3. Zum Gittergute Groß Dombrowka gehörte der Forst-Antheil Dombrowa und der unten darzustellende Schwarzwald. Der Forst-Antheil Dombrowa beträgt 1763 Morgen, liegt nördlich 1/2 Meile von Beuthen, meist auf der linken Seite der Tarnowitzer Chaussee. 1 1/4 Meile von der Stadt Tarnowitz, grenzt nördlich an das Vorwerk Strossek und den Victor-Kretscham, östlich an die Radzionkauer Forsten, südlich an die Felder des Vorwerks Neuhof und die städtische Feldmark, westlich an die Miechowitzer und Stollarzowitzer Forsten. Es befindet sich hier das städtische Försterhaus nebst 24 anderen Wohnhäusern. Seit 1859 ist eine katholische Schule errichtet, welche von 60 Kindern besucht wird. Außer einigen Eisenerzförderungen liegen im Forst-Antheil Dombrowa die Galmeigruben Aufschußgrube, Carl Gustav, Magdalena, Minerva, Otto, Paul Richard und Wallhofen.


3. Polizeibezirk Schwarzwald
    Der Forst-Antheil Schwarzwald umfaßt einen Flächeninhalt von 2070 Morgen und grenzt östlich und südlich an die Besitzungen des Grafen Henckel von Donnersmarck auf Siemianowitz : Kochlowitz, Bykowina und Antonienhütte; westlich an das Majorat Ruda und nördlich an Orzegow, Chropaczow und Schwientochlowitz. Die Handhabung der Polizei ist von der Stadtcommune Beuthen zur Zeit dem Polizeiverwalter inm Godullahütte übertragen. Der Schwarzwald besteht aus Nadelholz, und zwar Fichte und Edeltanne. Derselbe ist in Jagen eingetheilt und wird im 80jährigen Umtreibe bewirthschaftet. Durch die vielen Hütten und Kohlengruben, welche in diesem Forst etablirt sind, wird dessen forstliche Bewirthschaftung sehr gestört, weshalb die Wiedercultur der entstandenen Blößen mit Kiefer erfolgt, welche Holzart dem Rauch und Winde besser widersteht. Gegenwärtig sind circa 500 Morgen durch die unten aufgeführten 5 Hüttenwerke und 11 Gruben besetzt. Der Schwarzwald enthält an verschiedenen Stellen Steinkohlen, Eisensteine und Thon, die nach Bedarf gefördert werden. -- Die Einwohner sind theils Beamte, theils Hütten- oder Gruben-Arbeiter; außerdem befinden sich hier 3 Gast- und Schankwirthschaften. -- Mitten durch den Schwarzwald führt ein Fahrweg, von dem Bahnhof Morgenroth ausgehend, über Gutenhoffnungshütte, Friedenshütte, bei Rosamundehütte vorbeigehend, nach Eintrachthütte, welcher theils in die Schwientochlowitzer, theils in die Königshütte- Antonienhütter Chaussee ausmündet. Der Ausbau dieses Fahrweges von Gutehoffnungshütte und Rosemundehütte und von da weiter nach Antonienhütte als Schlackenstraße ist in Ausführung. Durch den Schwarzwald führen außerdem 2 Schienstraßen, die eine von Morgenroth bei Friedenshütte, Louisegrube, Lythandragrube vorbei nach Antonienhütte, die andere von Morgenroth nach Eintrachthütte, Clarahütte und Thurzohütte. Der Betrieb des Güter-Transports geschieht mit Pferden.
    In diesem Waldterrain sind nun in neuerer Zeit die nachstehende Hütten, Grubenwerke und Ortschaften entstanden.
    1. Das städtischen Forstamt Schwarzwald liegt isolirt mitten im Walde und wird von einem Oberförster und einem Unterförster verwaltet.
    2. Das Eisenhüttenwerk Friedenshütte wurde im Jahre 1840 von den Herren Moritz Friedländer, Simon Loewy aus Beuthen und David Loewenfeld aus Breslau erbaut. Es bestand damals aus einem Hochofen nebst Gichtthurm, Gießhütte nebst Möllergebäude, der 50pferdigekräftigen Niederdruck-Gebläsemaschine und einer Kessel-Anlage von drei Kesseln. Die Werkstätten bestanden aus Schmiede- und Tischlerwerkstatt und die Wohngebäude aus einem Beamtenhause und zwei Arbeiterwohngebäuden. Das hierzu erforderliche Terrain in einer Größe von gegen 22 Morgen war von der Stadtcommune Beuthen in Erbpacht genommen.
    Als zweiter Besitzer dieses Etablissements ist der Graf Renard auf Groß-Strehlitz zu nennen, der es 1851 erkaufte und durch die Anlage eines Hochofens nebst Zubehör, einer 70pferdekräftigen Hochruck-Gebläse- Dampfmaschine und eine Coaksofen-Anlage von 28 Öfen erweiterte. Ebenso wurde ein drittes Arbeiterhaus und, um Sträflinge beschäftigen zu können, en vollständig für 150 Mann eingerichtetes Gefängnislocal mit der erforderlichen Beamtenwohnung gebaut. An Grund und Boden wurden hierzu weitere 19 Morgen in Erbpacht genommen und 1854 wurden noch auf dem neu erpachteten Terrain eine große Ziegelei für gewöhnliche und Klinker-Bauziegeln derartig errichtet, daß sie mit einer Maschine zu betreiben ist, und schließlich wurde noch das Erbbpacht-Terrain bis auf gegen 200 Morgen erweitert.
    Mit vielen anderen gräflich Renard'schen Besitzungen ging im Jahre 1855 die Friedenshütte an die Actien-Gesellschaft Minerva über. Diese Gesellschaft vollendetet zuvörderst 1856 die von dem Vorbesitzer begonnenen Bauten als den des dritten Hohofens nebst Zubehör, stellte eine dritte und zwar 100pferdekräftige Hochdruckmaschine hierzu nebst Zubehör auf, vollendetet das vierte Arbeiterhaus und baute 10 neue Coaksöfen. In den folgenden beiden Jahren vergrößerte sie die ganze Anlage dergestallt, daß sie nun aus 6 Hohöfen besteht, von denen 4 ausgebaut, 2 noch unvollendet sind und von denen die erstern eine gemeinschaftliche Gießhütte, jedoch getrennte Möllerhäuser besitzen. Die innere Construction giebt die größten Dimensionen der oberschlesischen Öfen und Gebläse-Dampfmaschinen und zwar 1 Nieder- und 3 Hochdruck-Maschinen von zusammen 400 Pferdekraft und ist die Maschinen-Anlage derartig eingerichtet, daß die Niederdruck-Maschine durch die abgehenden Dämpfe von 2 Hochdruck-Maschinen je beliebig betrieben werden kann, so daß also hierdruch ein Wulff'sches Maschinensystem im Ganzen repräsentirt wird, in dieser Art das einzige in Oberschlesien. Die zu den Maschinen gehörige Kessel-Anlage besteht aus 18 Dampfkesseln, welche direct geheizt werden. Die Vercoakungs-Anlage ist bis auf 44 Öfen vollständig ausgebaut und noch mit 10 fundamentirten Öfen erweitert worden; die Construction derselben ist die in Oberschlesien gebräuchliche. Das erbaute Eisen-Raffinir-Feuer ist ein gewöhnliches sogenanntes englisches. Die zum Etablissement gehörigen Wohngebäude bestehen aus zwei Beamten-Wohnungsgebäuden, acht Arbeiter-Wohngebäuden und die zu Arbeiter- Wohnungen eingerichtete Gefangen-Anstalt.
    Ein Kalkofen, der, zum Brenne von Binde-Materialien bei Bauten betrieben, nach neuester art construirt und im Ausbrennen von Kalb Befriedigendes leistet.
    Die Arbeiter der Friedenshütte genießen die Begünstigung eines Knappschafts-Verbandes und die Beamten einen Beamten-Wittwen-Pensions-Fonds.
    In der katholischen Elementarschule werden 199 Kinder unterrichtet; am Industrie-Unterricht nehmen 30 Mädchen Theil. Gastwirthschaft.
    3. Die Eintrachthütte ist im Jahre 1838 von dem Fabrikbesitzer F. A. Egells aus Berlin in Gemeinschaft mit dem Königlich Sächsischen Cabinets-Minister Grafen Einsiedel angelegt worden. Bis zum Jahre 1854 war dieselbe gemeinschaftliches Eigenthum, von da ab ging die Hütte in den alleinigen Besitz des Fabrikbesitzers Egells über. Ursprünglich nur auf dem Betrieb eines Hohofens angelegt, erweiterte sich dieselbe im Laufe der Jahre zu ihrem gegenwärtigen Umfange und gewann namentlich seit dem Jahr 1854 eine fast vollständige Umgestaltung. Seit dieser Zeit ist namentlich ein zweiter Hohofen von großen Dimensionen erbaut und in Betrieb gebracht worden. Der gegenwärtige Stand des Werks umfaßt außer den beiden Hoföfen, wovon der ältere im Neubau begriffen : 26 Coaksöfen, 1 Kesselschmiede, 1 Maschinenschmiede mit 1 Hammerwerk, 1 Mechanische Werkstatt mit Bohr-, Dreh-, Hobelbänken, Schraubenschneidemaschine etc., 1 Modeltischlerei, 2 Cupolöfen.
    Die Hütte hat 2 Beamtenhäuser und 9 Familienhäuser und ihr Beamtenstand zählt zur Zeit 4 Beamten mit eine Belegschaft bis zum 300 Mann bei vollem Betriebe des Werks. In der katholischen Elementarschule werden 112 Kinder unterrichtet; am Industrie-Unterricht nehmen 25 Mädchen Theil. Schankwirtschaft und Restauration.
    4. Die Beuthnerhütte, eine Zinkhütte an der Ruda-Antonienhütter Chaussee, wurden 1845 von den Banquiers Moritz Friedländer und Simon Loewy in Beuthen erbaut. Die Hütte enthält 4 Doppel-Destilliröfen und das dazu gehörende Terrain umfaßt einen Flächenraum von circa 6 Morgen. Die Grenzen des letzeren treffen östlich und südlich mit Louisengrube und Friedenshütte, westlich und nördlich mit Louisengrube und Gutenhoffnungshütte zusammen. Die Hütte ist bis zum Jahre 1851 nicht immer vollständig betrieben worden. Einmal waren die niedrigen Zinkpreise die Ursache, das andere Mal der Mangel an entsprechendem Galmei. Im Jahre, 1851 am 18 Juli des Nachmittags zwischen 3-4 Uhr, hatte diese Hütte das besondere Unglück von einem Orkane zu 3/4 Theilen umgeworfen zu werden. Obwohl zu derselben Stunde circa 30 Mann arbeiteten und obwohl der Orkan sich blitzschnell entwickelte, so konnten sich noch sämmtliche arbeitende Personen retten. Nur zwei schlafenden Personen wurden von der umfallenden Mauer erdrückt. Die von den Besitzern wieder aufgebaute Hütte wurden 1852 an den Commerzienrath G. Kramsta in Freiburg verkauft, welcher sie bis zum Jahre 1859 betrieben, dann aber wegen Mangel an Galmei außer Betrieb gesetzt hat. Die vorhandenen Wohnungen sind an Arbeiter vertheilt und vermiethet worden.
    5. Die Rosamundehütte, eine Zinkhütte, wurde an der Straße von Friedenshütte und Gottessegengrube im Jahre 1838 vom Kaufmann Kopisch aus Breslau erbaut. Anfangs war dieselbe nur auf 4 einfache Zink-Destilliröfen eingerichtet und es bestand die ganze Hütte (die Gebäulichkeit) nur als Holzwerk; als sie aber 1845 in den Besitz des Schichtmeisters R. Scholtz in Beuthen übergegangen war, wurde sie von diesem 1846 mkassiv umgebaut und auf 8 Öfen erweitert. Im Jahre 1848 erwarb sie der Hüttenfaktor Scholzy zu Gutenhoffnungshütte und 1851 der gegenwärtige Besitzer Commerzienrath Kramsta in Freiburg, von welchem sie noch vollständig betrieben wird. Das Terrain zur Hütte umfaßt 6 Morgen. Die Hälfte besitzt ein Beamtenhaus, zwei Familienhäuser und zwei Schuppen. Producirt wird an Rohzink circa 6000 Centner, wozu circa 45,000 Centner Galmei und 40,000 Tonnen Kohlen verbraucht werden. Das Produkt wird auf dem eigenen Walzwerk zu Emilie-Paulinenhütte bei Gleiwitz verwerthet.
    6. Die Clarahütte, eine Zinkhütte, ist an der Chaussee von Königshütte nach Antonienhütte im Jahre 1820 und 1821 durch die Kaufleute Heymann Loewy, Rechnitz, Sohrauer, Friedländer und Mannheimer in Beuthen erbaut wurden. Später übernahm dieselbe der Graf Guido Henckel von Donnersmarck auf Neudeck. Vor einigen Jahren wurde sie an die schlesische Actien-Gesellschaft verpachtet und wird von derselben betrieben.
    Die Hütte enthält 6 Doppel-Distilliröfen. Terrain besitzt sie 12 Morgen und grenzt östlich an Eintrachthütte, südlich und nördlich an Faustagrube. Dieselbe beschäftigt 2 Beamte und 6 Arbeiter. Die Produktion beträgt 8800 Centner Zink, wozu 65,500 Centner Galmei und 17,950 Tonnen Kohlen verbracht werden.
    7. Die Georginengrube, eine Kohlengrube mit Fundgrube und 190 Maaßen, wurden im Jahre 1826 beliehen. Ihr Feld grenzt an die Sonnenblumegrube, Orzegow, Louise, Saara und Vorsicht; sie baut das 36 Zoll mächtige Georginenflötz. Besitzer der Grube sind zu 76 Kuxen Herr Commerzienrath Kramsta und zu 46 Kuxen Frau Gräfin Schaffgotsch. Sie fördert 15,000 Tonnen und besitzt ein Zechenhaus.
    8. Die Sonnenblumegrube, eine Fundgrube mit 192 Maaßen, wurde im Jahre 1828 beliehen. Ihr Feld grenzt an die Orzegow- und Georginengrube; sie baut das 26 Zoll mächtige Sonnenblume-Flötz. Besitzer der Grube sind zu 1/2 Herr Commerzienrath Kramsta und zu 1/2 Frau Gräfin Schaffgotsch. Die Grube fördert 80,000 Tonnen.
.   9. Die Faustagrube bei Schwientochlowitz, beliehen den 15. Oktober 1829, mit Fundgrube und 579 Maaßen, wird gegen Osten von der Guttmannsdorf- gegen Süden von der Gut-Glück und gegen Westen von Ottilie- und Friedrich-Wilhelm und gegen Norden von Friedrich-Wilhelm und Guttmannsdorf-Grube begrenzt.
    Außer 3 bauwürdigen Flötzen sind im Grubenfelde noch 6 Flötze von geringer Mächtigkeit und schlechter Beschaffenhait aufgeschlossen. Das Flötz geht von Osten nach Westen, das Fallen 12-30 Grad gegen Süden.
    Im westlichen Grubenfelde liegt ein von Norden nach Süden streichender, nach Osten einfallender Sprung, welcher das hangendste und das liegenste der 3 bauwürdigen Flötze mäßig verwirft, das mittlere oder Fausta-Flötz aber bis zur Unbauwürdigkeit verdrückt.
    Das Clara-Flötz, 60 Zoll mächtig, mit einem 10 Zoll starken Bergmittel, hat einen Stückkohlenfall von 67,3 Prozent. Dach und Sohle bildet ein ziemlich fester Schiefer, die Kohle eignet sich zum Zinkhüttenbetriebe.
    Das Fausta-Flötz, 50 Zoll mächtig, eine zum Eisenhüttenbetriebe taugliche Kohle führend, hat zum Dach einen milden Schiefer, der einer sorgsamen Verzimmerung bedarf; die Sohle ist ebenfalls Schiefer, der Stückkohlenfall beträgt 83 Prozent.
    Das Guttmannsdorf-Flötz, 40 Zoll mächtig, 1-2 zölliges Brandschiefermittel einschließend, hat zum Dache und zur Sohle festen Schiefer. Die Kohle wird zum Eisen- und zum Zinkhüttenbetriebe
benutzt; der Steinkohlenfall beträgt 54,4 Prozent.
    Die Grube ist seit dem Jahre 1831 im Betriebe; ihr Baufeld wurde in seiner Flächenhöfe bisher auf allen 3 Flötzen in 4 Sohlen getheilt, von denen 3 Sohlen vollständig abgebaut sind; die letzte Sohle ist (druch Bremsberge und streichende Strecken) vorgerichtet, auch der Pfeiler-Abbau bereist begonnen. Derselbe wird streichend durchgeführt. Durch 2 Dampfkünste, eine 40zöllige
und eine 24zöllige, werden die Grubenwasser aus 39 Lachter Teufe bis zu einer Rösche gehoben, die 6 Lachter unter Tage einbringt und 80 Lachter lang ist. Die größere Dampfkunst hebt mit 2 Saugesätzen von 12 1/2 Zoll Kolbenrohrweite aus 24 Lachter Teufe 44 Kubikfuß, die andere mit 2 Saugesätzen von 11 Zoll Weite aus derselben Teufe 30 Kubikfuß Wasser in der Minute. Ein dritter Schacht (Conrad) dient zur Förderung; auf ihm steht ein 6pferdekräftiger Dampfgöpel, welcher in der 12stündigen Schicht auf 39 Lachter Teufe in 1 1/2 tonnigen Gefäßen 500 Tonnen Kohlen fördert. Ein vierter 37 Lachter tiefer Schacht mit Wetterofen dient als Wetter-, Holzhänge und Fahrschacht.
    10. Die Lythandragrube, mit einer Fundgrube und 60 Maaßen, wurde im Jahre 1830 beliehen. Ihr Feld grenzt and die Belowsegen- Franzisca-, Gottessegen- und Cicerogrube. Die Grube baut das 3 Lachter mächtige Antonien-Flötz, welches durch ein Schiefermittel in 2 Bänke getrennt ist. Besitzer der Grube sind Frau Gräfin Schaffgotsch mit 2/3 und die Actien-Gesellschaft Minerva mit 1/3. Die Grube fördert jährlich 150,000 Tonnen Kohlen, besitzt eine 22pferdekräftige Fördermaschine, eine Beamtenhaus und ein Familienhaus mit 16 Wohnungen.
    11. Die Belowsegengrube, mit einer Fundgrube und 483 Maaßen, wurde im Jahre 1805 beliehen. Sie grenzt an die Orzegow-, Lythandra, Saara-, und Eintrachtgrube und baute das 48-58 Zoll mächtige Louisen-Flötz. Besitzer sind die
Actien-Gesellschaft Minerva mit  100 Kuxen und die Stadt Beuthen mit 22 Kuxen. Sie liegt gegenwärtig in Fristen, hat eine Wasserhaltungsmaschine von 8 Pferdekräften und eine 10 pferdekräftige Fördermaschine.
    12. Die Eintrachtgrube, mit einer Fundgrube und 713 Maaßen, wurde beliehen 1830. Ihr Feld grenzt an die
Lythandra, Saara-, Vorsicht- und Gottessegengrube. Sie baute in frühern Jahren das Ottilien-Flötz, gegenwärtig liegt sie in Fristen. Die Grube hat 3 hölzerne Wohnhäuser. Besitzer sind die Actien-Gesellschaft Minerva mit 88 Kuxen und die Stadt Beuthen mit 34 Kuxen.
    13. Die Friedrich-Wilhelmgrube, mit einer Fundgrube und 838 Maaßen, wurde beliehen im Jahre 1841. Ihr Feld grenzt an die Vorsicht- und Ottiliengrube, sie liegt in Fristen und hat keine maschinellen Anlagen. Besitzer sind Frau Gräfin Schaffgotsch mit 61 Kuxen und die Actien-Gesellschaft Minerva mit 61 Kuxen.
    14. Die Vorsichtgrube, mit einer Fundgrube und 770 Maaßen, wurde beliehen im Jahre 1841. Ihre Grenzen sind die Saara-, Gerogine-, Bohlen- und Friedrich-Wilhelmgrube. Die Grube liegt in Fristen. Besitzer sind Graf Schaffgotsch mit 61 Kuxen und die Actien-Gesellschaft Minerva mit 61 Kuxen.
    15. Die Louisegrube,
mit einer Fundgrube und 132 Maaßen, wurde beliehen im Jahre 1824. Ihr Feld grenzt nördlich and die Orzegowgrube, südlich mit Saaragrube, westlich mit Orzegowgrube und östlich mit Georginegrube. Dieselbe hat 3 Flötze : 1) Oberflötz, 60 Zoll mächtig, die Kohle eignet sich zum Zinkhüttenbetriebe; 2) Niederflötz, 50 Zoll mächtig, diese Kohle eignet sich auch zur Coaksbereitung und ist bedeutend härter wie das Oberflötz, wird nur mit Pulver gearbeitet; 3) Georgineflötz, 32 Zoll mächtig, bis jetzt noch nicht in Abbau genommen.
    Es wird monatlich Kohle gefördert bis auf 8000 Tonnen.
    16. Die Saaragrube, liegt gegenüber von Friedenshütte, grenzt östlich an Vorsicht- und Friedrich-Wilhelmgrube, südlich an Eintracht und Belowsegengrube, westlich an Belowsegen- und nördlich an Louisen- und Georginegrube. Der Rittergutsbesitzer v. Hochberg zu Mocrau wurde auf dieselbe im Jahre 1837 mit 607 Maaßen beliehen. Gegenwärtige Besitzer derselben sind : Frau Pastor Hübner zu Pleß, Frau v. Hochberg zu Gleiwitz, Kammerherr v. Wittkowsky auf Mocrau, Actien-Gesellschaft Minerva und Stadt Beuthen. Die Grube baut ein Oberflötz von 60 Zoll und ein Niederflötz von 50 Zoll Mächtigkeit. Ersteres ist nur verwendbar zum Zinkhüttenbetriebe, das andere ist, da es coaksbar, zum Eisenhüttenbetriebe zu gebrauchen. Die jährliche Förderung beider Arten beträgt 100,000 Tonnen. Es besitzt eine 10pferdekräftige Förderungs-Hochdruck-Dampfmaschine, ein Beamtenhaus, ein Familien- und ein Zechenhaus.
    Diese Grube beschäftigt 2 Beamte und im vollen Betriebe 130 Arbeiter.
    17. Die Ottiliengrube wurde von Herrn v. Hochberg an dem Fahrwege von Rosemundehütte nach Eintrachthütte erschüft, sie enthält 600 Maaßen, grenzt östlich an Faustagrube, südlich an Gut-Glück- und Antoniengrube, westlich an Eintrachtgrube und nördlich and Friedrich-Wilhelmgrube, und gehört zu verschiednene Theilen den Egells'schen Erben zu Eintrachthütte; der Frau Pastor Hübner zu Pleß, dem Herrn S. Loewy zu Beuthen, dem Herrn Kammerherrn v. Wittkowsky zu Mocrau, der Frau v. Hochberg zu Gleiwitz und der Stadt Beuthen. Die Grube enthält ein 60 Zoll mächtiges Flötz, welches sich nur zum Zinkhüttenbetriebe eignet. Wegen Mangel an Absatz mußte diese Grube im Jahre 1859 in Fristen gelegt werden.
    Die Grube besitzt eine 15zöllige Wasserhaltungs-Hochdruck-Dampfmaschine, ein Zechenhaus und drei Familienhäuser, welche letztere auf dem Terrain zu Neudorf gehörig stehen.


4. Polizeibezirk Pilkermühl
    Der kleine Polizeibezirk Pilkermühl umfaßt das Dominium Pilkermühl und die Gemeinde desselben Namens.
    Inhaber der Dominal-Rechte ist der jedesmalige katholische Stadtpfarrer zu Beuthen als Nachfolger und Stellvertreter der vormaligen Pröpste ad sanctam Margaretham. Diese waren Jurisdictionarii des Prämostratenser-Abtes ad S. Vicentium in Breslau, welcher sein supreum dominum aus einer kirchlichen Dotation des Oppelner Herzogs Kasimir aus der letzten Hälfte des 13. Jahrhunderts herleitete und darin später durch den Kaiser Rudolfph II. bestätigt war. In Folge des königlichen Säkularisationsgesetzes von 1810 wurden alle diese Rechte und Gerechtsame mit der neu dortirten resp. adjungirten Beuthener St. Margaretha-Pfarrei verbunden.
    1. Die Dominalgrundstücke sind die vormals propsteilichen Vorwerksäcker oder die jetzige Pfarrwiedmuth, welche circa 320 Morgen an Aeckern, Wiesen, Garten und Angergrund umfassen. Die Beschaffenheit dieses Areals wurde bei vielen vorgekommenen Bonitirungen als Boden erster Klasse befunden und hat stellenweise, selbst bei spärlicher Düngung, immer auffallend gute Weizen- und Kornernten erzielen lassen.
    Eigenthümer dieser Pfarrwiedmuth ist die St. Marien-Stadt-Pfarrkirche in Beuthen, wie ursprünglich die St. Margareth- Probstei resp. Landpfarrkirche in Pilkermühl. Der Nießbrauch dieser Pfarrwiedemuth und aller zugehörigen Gerechtsame ist pars salarii jetzt des Stadtpfarrers von Beuthen, wie anfänglich des St. Margareth-Probstes.
    Die Pröbste, deren letzter aus dem Gremium des Breslauer Vincentiner-Convents hier 1839 starb, waren fast durchweg tüchtige Landwirthe, de ihr Feld in gutem Culturzustande hielten, und den Ackerbürgern und Bauern in der Nachbarschaft Musterwirthschaften vor Augen stellten und Nachahmer fanden., insoweit das Rivalisiren nicht etwa höheren Kostenaufwand erheischte. Die jetzige Cultur der propsteilichen Vorwerksäcker ist mehr Gartenbau als Feldbau zu nennen, weil der jetzige Pfarrer seine ganze Ackerwirthschaft parzellenweise in Zeitpacht giebt und dadurch an 40-50 kleinen Familien zu einem Stückchen Acker verhilft, wodurch dann unter diesen Pächtern und Afterpächtern eine solche Rührigkeit kund wird, daß man Kraut, Kartoffeln, Rüben, Bohnen und anderlei Küchenkräuter und Gemüsesorten
in lohnendem Ertrage erbaut, oft genügend für den Hausbedarf. Nach vollbrachter Gruben- und Hüttenschicht rechnen Männer und Frauen sich als Ergötzung an, auf ihren Pacht-Ackerstückchen zu graben, zu jäten und zu begießen. Manche dieser Pacht-Parzellen sind niedliche Gärten unter sorgsamer Pflege der Nutznießer geworden. Mitten durch die ganze Länge dieser Wiedmuth gingen seit dem 16. Jahrhundert die Röhren der städtischen Wasserleitung. Parallel mit deren Richtung läuft jetzt der Eisenbahnstrang von Karf nach Roßberg.
    Das pfarrliche Dominial-Gesindehaus mit Stallungen, Remisen, Scheuern, mit dem Obstgarten von der Nord-, der Baumschule von der Südseite, bringen den Vorwerkspächtern Vortheile wegen leichter Weiterverpachtung, auch Verwerthung jeglicher Wirthschafts-Produkte bei der unmittelbaren Nähe Beuthens, so daß die pfarrlichen Vorwerksbewohner in der Lage sind, die Vorrheile des Land- und Stadtlebens zu genießen. Ganz nahe diesem Wiedemuthsgehöfte ist die St. Joseph-Quelle, ein Brünnlein, das für die Vorwerks- und die Dorfgemeinde-Einwohner, sowie auch für die angrenzende Vorstadt das schönste Trinkwasser bietet, welches, im Gegensatz zu dem Galmeiwaschwasser der städtischen Wasserleitröhren, auch selbst in jenen Jahrgängen nicht versiegte, als Stadt und Land durch die
Wasserhebemaschinen des Bergbaus ausgepumpt und ausgesogen wurden. Schon im 14. Jahrhunderte sprudelte sie und mündete in den berüchtigten Fischhälterteich, welchen die Stadtcommune Beuthen bittweise mit pröpstlicher Gewährung als Fasttagsvorrathskammer benutzte, nachmals aber durch über ausgebeutete Verjährungskraft sich eigenthümlich anmaßte : hier wurden von den Bürgern zu Ende des 14. Säculums in Folge von Dezemstreitigkeiten ruchlos zwei Priester ersäuft. Die Beuthen-Morgenrother Chaussee führt über jene Ecke dieses Teichs, wo damals der doppelte Priestermord verübt. und die Straße des Kirchenbannes verwirkt worden sein soll. Vor circa 40 Jahren entwässert, wurde dieser Teich eine ergiebige Graswiese, deren Pachtgeld die Kämmerei-Kasse bezieht.
    Abwärts vom Damme und wehre dieser Teichwiese beginnt das sogenannte St. Margarethen-Thal. Durch dasselbe und schon oberhalb des Teiches schlängelt sich streckenweise, die Grenzscheide bildend, zwischen der Pilkermühler, Schomberger, Bobreker, Beuthener, Roßberger und Lagiewniker Feldmark, der sogenannte Iserbach. Dieses Bächlein ist ein Zusammenschluß kleiner Feldquellen, der Regen- und Thauwässer, der Stadt- und Vorstadt-Traufen, der St. Joseph- und der St. Hyacinth- Quelle und anderer kleiner Wasseradern. In Mitten der St. Margarethen-Wiese wendet dieses Bachwasser sich auf die Pilker- und Gojer-Mühle. In dieser Bachkrümmung (o kronglik = Strudel) ertrank seit Menschengedenken fast jedes Jahr ein Mensch bei unvorsichtigem Baden. Einer alten Urkunde zufolge gehört das Wasser und die Fische dieses Iserbaches bis an den Lagiewniker Goj dem Propstei-Dominium; das jetzige Galmeiwasser ist aber den Fischen tödtlich. Die Feldwässer verringerten sich sehr; die große wunderbare Wasserquelle am Fuße des Rißberger Hyacinth-Hügels versiegte gänzlich, so daß die Klukowitzer- und Kochlowka-Mühlen cassirt wurden. Die Pilker- und Gojer-Mühle erhielten durch die Wasserfördermaschinen der Theresien- Apfel- und Mariengrube aus der Tiefe die verlorenen Wässer der Oberfläche zurück und haben ihre Etablissements zweigängig auf amerikanische Art construirt.
    Der St. Margarethen-Hügel, in den ältesten Urkunden : mons situhal - sutuhal genannt (von sute hałdy = geschüttete Halde), ist augenscheinlich entstanden durch künstliches Aufwerfen und Aufführen eines Walles und Umwässerung durch das Iserwasser. Die Wallwässer sind verschwunden, aber die Form des Hügels ist immer die Gestalt einer Bastion oder Citadelle, welche zu den Befestigungen der vormals mit Wallgräben und Umfassungsmauer befestigten Kreisstadt gehörte. Auf der an drei Morgen großen Fläche dieses Hügels steht seit undenklicher Vorzeit ein hölzernes Kirchlein mit dem Weihetitel der heil. Jungfrau und Märtyrin (małgorzata), woraus die deutsche Zunge gemacht hat : Margareth. Dies Kirchlein war das erste christliche Cultusgebäude der Beuthener Gegend, erbaut in dunkler Vorzeit, war sie die Landpfarrkirche. Wegen insufficientia dotis wurde diese ehrwürdige St. Margarethen-Kirche mit päpstlicher Genehmigung mit der Beuthener St. Marienkirche als Begräbnißkirchlein verbunden. Die beregten Gewende Ackers rings umher sind der anmuthigste Kirchhof weit und breit.
    2. Der Ortsvostand der kleine Gemeinde Pilkermühl ist gesetzlich geregelt; Schulz Gerichtsleute und Gemeindeschreiber haben aber kein Bereich zur Entwickelung großer Thätigkeit. Höchstens erfordert die Handhabung der Sicherheitspolizei und Gesindeordnung einige Aufmerksamkeit wegen des angrenzenden Stadtbezirks. Kirchen- und Schul-Angelegenheiten werden in Beuthen mit erledigt. Sogenannter Rustikalgrund oder Kleingrundbesitz ist nur so viel vorhanden, als durch Abverkauf, Abzweigung, Abtretung, Ueberlassung oder Trennung vom Dominium sich successive zu Häusler- und Gärtnerstellen oder Industrie-Anlagen gestaltete. Die zwei ansehnlichen Possessionen sind das Pilkermühl- und das Gojermühl-Etablissement; ihnen zunächst das Simenauser'sche und Goldstein'sche Haus, zwischen Roßberger und Chorzower Häusern, in der Krakuer Vorstadt, wo in grauer Vergangenheit eine St. Barbara-Kapelle mit einem kleinen Begräbnißplatze gewesen sein soll, wodurch sich die Zugehörigkeit dieses durch beträchtliche Distanz vom eigentlichen Pilkermühl-Dominial- und Rustikal-Grunde gesondert liegenden Platzes zur Gemeinde erklärt. Das Pilkermühl- oder St. Margareth- oder Propsteiliche Hypothekenbuch zählt einstweilen nur 9 Folien; laufende Hausnummern sind die der Gemeinde nur 13. Alle sind dem Pfarrdominium robotpflichtig; die Ablösung dieser Lasten ist beantragt.


Dem Polizeibezirk Godullahütte gehört in der hier zu betrachtende nördlichen Hälfte außer den beiden nach Beuthen eingepfarrten auch eine nach Miechowitz eingepfarrte Gemeinde an.
    1. Die Gemeinde Orzegow, 0,87 Meilen von Beuthen entfernt, zur Parochie Beuthen gehörig, enthält Dominial- und Rusticalterrain; sie gehört zu den Hauptsitzen der Berg- und Hütten-Industrie und sind darin folgende Ortschaften :
    Das Vorwerk Kopanina, von welchem die Dominialgründe bewirthschaftet werden, gehört der Gräfin Schaffgotsch-Godulla und liegt östlich vom Dorf Orzegow. Der Flächeninhalt umfaßt 441 Morgen Acker, 40 Morgen Wiese, 5 Morgen Garten, 61 Morgen Hutung und 1023 Morgen Forst. Der Boden ist theils lehmig, theils sandig, auch hin und wieder steinig, und im Ganzen von mittlerer Beschaffenheit.
    Das Dorf Orzegow zählt 3 Bauern, 10 Halbbauern, 4 Viertelbauern, 10 Gärtner, 9 Ackerhäusler und 20 Angerhäusler mit einen Grundbesitze von 443 Morgen Acker, 37 Morgen Wiese und 5 Morgen 90 qRuten Garten. Bodenbeschaffenheit wie beim Dominium. Der Viehstand (incl. Dominium) beträgt 39 Pferde, 56 Kühe und 9 Stück Jungvieh.
    Die Paulus-Steinkohlengrube, westlich von Orzegow und der Tarnowitz-Morgenrother Eisenbahn, wurde 1838 auf eine Fundgrube und 1200 Maßen gemuthet und 1856 mit Neue-Bergfreiheit, Margaretha, Jaroslaw, Vorwerk, Neu-Orzegow, Steinbrück und Rosalie mit 7039 Maßen consolidirt. Von diesem Felde sind 250 Maßen bereits abgebaut. Das 158 Lachter tiefe, in der Nähe des Bahnhofs Morgenroh abgesunkene Bohrloch weist 5 bauwürdige Flötze nach. Die Grube hat eine Wasserhaltungs-Dampfmaschine und zwei Förder-Dampfmaschinen, deren Anlage 65,000 Thlr. gekostet hat, im Betriebe. Jährliche Produktion : 800,000 Tonnen Kohlen für 200,000 Thlr; Belegschaft 450 Mann. Die Grube gehört der Dominialbesitzerin.
    Die Godulla-Zinkhütte südlich von Orzegow, 1854 erbaut, gehört ebenfalls der Dominialbesitzerin. Ursprünglich aus 12 Doppelöfen mit 2 Flügelgebäuden bestehend, vergrößerte sie sich noch in demselben Jahre um ein Schmiedegebäude und ein Familienhaus, 1855 um ein Beamtenhaus und 3 Familienhäuser, 1857 um 12 Doppelöfen in 2 Gebäuden und 1860 um noch 12 Doppelöfen. die Zahl der Beamtengebäude beträgt gegenwärtig 2, die der Familienhäuser 16, die der Arbeiter 164. Seit den neun Jahren seines Bestehens ist Godullahütte ein verkehrreicher Ort mit einem Oratorium, worin periodisch Gottesdienst gehalten wird, geworden.
    Die Morgenroth-Zinkhütte, 1823 von dem Berggeschworenen Stark zu Beuthen und dem Forstinspektor Heinrich zu Naklo erbaut, wurde ursprünglich auf 4 Doppelöfen eingerichtet. 1828 wurde der Betrieb eingestellt, 1831 aber wieder aufgenommen. 1836 wurden 2 Doppelöfen zugebaut und es besteht die Hütte seither aus 12 einfachen oder 6 doppelten Zinkdestilliröfen. Die Hütte beschäftigt 47 Arbeiter und 4 Arbeiterinnen und producirt jährlich etwa 11,000 Center Zink. Eigenthümerin ist die Dominialbesitzerin.
    Neben dieser Hütte ist seit 1857 der Bahnhof Morgenroth, ein Hauptbahnhof der oberschlesischen Eisenbahn, angelegt, von welchem die Zweigbahn nach Tarnowitz abgehet und wo sich neuerdings bereits ein Speditionsgeschäft etablirt hat. Auch befindet sich hier eine Rastauration im herrschaftlichen Hause und eine auf dem Bahnhofe.
    Die Gutehoffnungs-Zinkhütte, 1820 von den Rittergutsbesitzern v. Tiechowitz auf Rokittnitz und v. Hochberg auf Wieschowa erbaut, gehört gegenwärtig der Dominialbesitzerin. Sie besteht aus 21 einfachen Öfen mit 4 massiven Flügelgebäuden, 9 Familienhäusern und einem Beamtenhause. 83 Arbeiter und 8 Arbeiterinnen.
    Die Rusticalstellenbesitzer treiben theils gewerbsmäßig, theils gelegentlich Vecturanz. In den sämmtlichen zum Gemeindeverbande gehörigen Ortschaften befinden sich 4 Restaurationen. Sonstiger Gewerbebetrieb : 3 Kaufleute, 5 Krämer, 1 Kretschmer, 1 Schmied und 2 Fleischer. 45 Thlr. Grund-, 29 Thlr. Haus-, 36 Thlr. Einkommen, 1001 Thlr. Klassen- und 103 Thlr. Gewerbesteuer. In Orzegow befindet sich seit 1858 eine katholische Schule mit 359 Schülern und 2 Lehrern und seit 1859 ist auch in Godullahütte die vorerwähnte Schule für die 200 schulpflichtigen Kinder der Berg- und Hüttenarbeiter gegründet worden.
    Die oberschlesische Hauptbahn und die Zweigbahn von Tarnowitz nach Morgenroth berühren  die Orzegower Feldmark. Eine Chaussee verbindet Beuthen über Schomberg mit Morgenroth.
    2. Bobrek, 3/5 Meilen von der Kreisstadt entfernt, zur Parochie Miechowitz gehörig, an den Chausseen von Beuthen nach Zabrze und von Tarnowitz nach Ruda, zerfällt in ein Rittergut, ein Dorf und mehrere wichtige, in Folge der Berg- und Hütten-Industrie entstandenen Etablissements und Colonien.
    Das Rittergut Bobrek, der Gräfin Schaffgotsch-Godulla gehörig, hat einen Flächeninhalt von 617 Morgen Acker, 72 Morgen Garten, 69 Morgen Hutung und 554 Morgen Forst. Der Boden besteht zum Theil aus Lette, zum Theil aus Sand und ist von mittlerer Qualität.
    Das Dorf Bobrek zählt 2 Bauern, 9 Gärtner, 7 Halbgärtner und 6 Häusler mit einem Grundbesitz von 240 Morgen Acker, 21 Morgen Wiese und 19 Morgen 90 qRuthen Garten. Beodenbeschaffenheit wie beim Dominium. Der Viehstand (incl. Dominium) beträgt 71 Pferde, 1 Stier, 91 Kühe, 10 Ochsen und 22 Stück Jungvieh.
    Von zwei vorhandenen Kohlenbergwerken liegt das eine "Bergfreiheit" in Fristen, das andere "Regina" ist im Aufschluß.
    Die Colonie Worpie liegt weiter nördlich an der Tarnowitzer Chaussee, 5 Wohnhäuser.
    Westlich davon die Elisabeth-Galmeigrube mit 2 Wasserhaltungs-Dampfmaschinen zu je 60 Pferdekraft, 2 Förder- Dampfmaschinen, 2 Wohnhäusern und einer Setzwäsche (Kostenpreis : 80,000 Thaler), wurde 1822 auf eine Fundgrube und 1200 Maßen gemutheten Severin-Gamlmei-Grube combinirt. Abgebaut sind 266 Maßen, jährliche Produktion 215,000 Centner Galmei, Belegschaft : 420 Mann.
    Die Pancratius-Galmeigrube fristet.
    Die Eisenhütte Vulcan zwischen Bobrek und Worpie besteht aus 4 Hohöfen, von denen jedoch nur 2 im Betriebe sind, und hat eine Gebläse-Dampfmaschine und 2 Möllergebäude. Für die Beamten und Arbeiter diesen 8 Wohnhäuser. Diese Hütten- Etablissement gehört einer Actien-Gesellschaft und ist auf dem Freigute Elisenhain erbaut.
    Die Zinkhütte Bobrekhütte, westlich des Dorfes, 1844 von dem Rittergutsbesitzer Godulla erbaut, gehört der Gräfin Schaffgotsch-Godulla. Sie besteht aus 2 Hüttengebäuden mit je 6 Doppel-Zink-Distilliröfen, aus einem massiven und aus einem hölzernen Muffelgebäude. Jährliche Produktion : 25,278 Centner Zink im Werthe von 176,946 Thalern. 135 Arbeiter.
    In der ganzen Gemarkung von Bobrek befinden sich 2 Gasthäuser und an Handwerkern : 2 Schneider, 2 Schlosser, 2 Stellmacher, 1 Tischler, 1 Schumacher, 1 Bäcker und 1 Fleischer. Die Grundbesitzer treiben theils nebenbei Vecturanz, theils sind sie auch in den Gruben und Hütten beschäftigt. 29 Thlr. Grund-, 15 Thlr. Haus- 66 Thlr. Einkommen-, 465 Thlr. Klassen- und 48 Thlr. Gewerbesteuer. Eine katholische Schule mit einem Lehrer und 137 Schülern befindet sich in einem der Actien-Gesellschaft Vulcan gehörigen Familienhause.
    Die oberschlesische Zweigbahn von Tarnowitz nach Morgenroth durchschneidet die Feldmark. Die Bergwerksstraße von Karf nach Ruda geht durch den Ort. Eine Chaussee von Beuthen über Schomberg nach Bobrek ist neuerdings vollendet worden.
    3. Schomberg, 0,37 Meilen von der Kreisstadt entfernt, zur Parochie Beuthen gehörig, an der Beuthen-Gleiwitzer Chaussee, zerfällt in ein Rittergut und ein Dorf.
    Das Rittergut hat ein Areal von 1135 Morgen 74 qRuthen Acker, 136 Morgen 62 qRuthen Wiese und 18 Morgen 44 qRuthen Garten, zusammen 1300 Morgen. Der Boden ist von mittlerer Qualität, besteht aus Sand und Lehm und enthält stellenweise Steine.
    Das Dorf zählt 5 Bauern mit je 26 Morgen Acker, 2 Morgen Wiese und 90 qRuthen Garten, 8 Halbbauern mit je 12 Morgen Acker, 2 Morgen Wiese und 90 qRuthen Garten und 16 Gärtner mit je 8 Morgen Acker und 1 Morgen Wiese. Die gesammte Feldmark enthält sonach 402 Morgen 90 qRuthen. Der Viehstand (incl. Dominium) beträgt 80 Pferde, 8 Stiere, 4 Ochsen, 130 Kühe und 38 Stück Jungvieh. Bodenbeschaffenheit wie beim Dominium. Gewerbliche Anlagen sind eine Bierbrauerei und eine Branntwein-Brennerei. Gewerbetreibende : 1 Kaufmann, 1 Schankwirth, 1 Sattler, 1 Stellmacher, 1 Schmied und 1 Brauer,
letztere vier in herrschaftlichen Diensten. Die Schomberger Kohlengrube liegt in Fristen. 68 Thlr. Grund-, 5 Thlr. Haus-, 288 Thlr. Einkommen-, 256 Thlr. Klassen-, und 28 Thlr. Gewerbesteuer. Die seit 1828 bestehende katholische Schule besteht aus einer Klasse mit einem Lehrer und 106 Schülern.
    Neuerdings ist vom Dominium die vorerwähnte Chaussee von Beuthen über Schomberg nach Bobrek und nach Morgenroth erbaut worden.

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